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Christus, unser alles

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Christus, der alles dominierende Gegenstand und Preis

Was wir über Christus und über unseren Sinn gesagt haben, führt uns direkt in das Kapitel 3 des Philipperbriefes. Kapitel drei ist die Fortsetzung von dem, was in Kapitel 2 behandelt wird. Wir schätzen die praktische Bedeutung der Kapiteleinteilung, aber wir bedauern sie eigentlich sehr. Sie gehört nicht zu den ursprünglichen neutestamentlichen Schriften, sie wurde erst durch einen Mann namens Stephen Langton im dreizehnten Jahrhundert eingeführt; auch die Verseinteilung kam erst durch den Pariser Drucker Stephanas im siebzehnten Jahrhundert auf. Diese Unterteilungen helfen uns, die Stelle zu finden, doch sind sie sehr künstlich geraten und sie berauben uns in gewisser Hinsicht echter Werte. So ist es oft entscheidend, dass wir in Lesen unmittelbar fortfahren und die Kapiteleinteilung ignorieren, um den vollen Wert und die Bedeutung des Gegenstandes zu bekommen, der gerade behandelt wird.

Es gibt dafür ein paar bessere Beispiele als dies eine, das wir vor uns haben (wie oben erwähnt). Die Fortsetzung findet sich in dem: «Seid so gesinnt, wie Jesus Christus auch war», der - um Gottes vollen Vorsatz sicherzustellen und Gottes ganzes Ziel zu verwirklichen - sich selbst entäußerte und alles fahren ließ, was er besaß, und sich demütigte, etc. Das Ziel und der Siegespreis von all dem war seine vollständige und endgültige Erhöhung und Verherrlichung. Das war der Sinn Christi.

Nun fährt Paulus fort und sagt, dass dieser Sinn auch in ihn eingepflanzt worden sei, und dass auch er - allerdings in weit geringerem Umfang - das reiche Erbe, das ihm gehörte, fahren ließ und alles als Kehricht achtete angesichts der großen «himmlischen Berufung», um «Christus zu gewinnen». Der Verlust aller Dinge stand in keinem Vergleich zu jenem großen, höchsten «Gewinn», der Fülle Christi. Das erhabene Beispiel Christi und Paulus‘ eigene Aneignung Christi mit diesem sehr praktischen Effekt bildeten die Grundlage für seinen Appell zur Einheit des Sinnes unter den Gläubigen. Was Paulus damit wirklich sagt, ist dies, dass Einssein, Einheit und eine einfältige Gesinnung unter Gläubigen nur durch DIESE christusgemäße Disposition zustande kommen können, und dadurch, dass Christus der einzige und alles absorbierende Gegenstand und Preis ist. Er kontrastiert diesen «Sinn» mit denen, die «irdisch gesinnt» sind (4,8), und die «nur das Ihre suchen, nicht die Sache Jesu Christi» (2,4.21).

Wir könnten VIELE Dinge in dem «alle suchen nur das Ihre» einschließen, denn offensichtlich bezog sich dies auf die Judaisierer, welche das Christentum ändern wollten. Möglicherweise waren «das Ihre» einfach Dinge, an denen sie im Christentum interessiert waren. Es ist im Christentum soweit gekommen, dass die Mittel, um das Ziel zu erreichen, wichtiger wurden als das Ziel. Daher die Eifersüchteleien, die Rivalitäten, die angemeldeten Interessen, die Klientelen, die Unterstützung, die «Mission», die «Denomination», die Institution, etc., und wenn irgend etwas diesen Interessen schädlich zu werden droht, erhebt sich ein bitterer Geist, und Vorwürfe wie «Schafe-Stehlen», Parteigeist usw. spalten den Geist Christi. Wenn alles so betrachtet würde, inwiefern es einen Betrag Christi an die Gläubigen leistet, statt inwiefern es unsere besonderen Interessen beeinflusst, würde Christus der einigende Gegenstand sein.

Paulus sagte damit nicht, dass in jedem speziellen Punkt eine Einheitlichkeit des Sinnes erreicht werden soll, denn es gibt «unterschiedliche Gaben» und Funktionen, doch sollte bei aller berechtigten und angemessenen Unterschiedlichkeit ein einziger, einigender Sinn vorhanden sein; die Leidenschaft für Christus sollte alles andere übersteigen und beherrschen und über alle konkreten Fragen entscheiden.

Paulus‘ eigenes Leben, ein Leben voller Vielseitigkeit, Unterschiedlichkeit, vieler Interessen und Möglichkeiten, war durch dieses «eine» geeint (3,13). Wir müssen klar im Gedächtnis behalten, dass in dem, was Paulus hier sagt, er nicht an die Errettung selbst denkt, sondern an den Zweck der Errettung, der so viel mehr ist als als das bloße Entrinnen vor dem Gericht und das In-den-Himmel-kommen. Ich glaube nicht, dass die tiefe Sorge und das Sich-Kümmern, das hier vom Apostel gezeigt wird, bedeutet, dass er um seine Errettung fürchten musste, doch als er sagte: «wenn ich nur irgendwie.... erreiche» - was sollte das sein? Eine in Ewigkeit gerettete Seele? Nein! Vielmehr «dass ich das ergreifen möge, WOZU ich selbst ergriffen wurde»: «Dem Siegespreis der himmlischen Berufung».

Der Stress - wenn dies das richtige Wort ist, um es zu gebrauchen - die Intensität, die von Paulus zur Schau getragen wird, besteht nicht darin, dass Gott es schwierig gemacht hat, sondern dass jede Kunst, jeder Kniff, jedes Mittel und jede Methode Satans, jede Gefahr in seinen eigenen Reaktionen auf das Leiden besonders diejenigen es zu tun bekommen, die sich für die himmlischen Berufung entschlossen haben und sich auf dem Weg dieser Berufung befinden! Der Feind kennt die äußerste Gefahr, die seinem Reich durch eine solche äußerste Hingabe an Christus droht, denn die himmlische Berufung besteht darin, zu herrschen, und dies ist mit einem «wenn» verbunden. Daher ist diese Einheit des Sinnes ein immenses Potential!

In seinem Appell erinnert der Apostel seine Leser daran, dass dieses Motiv von der eigentlichen Tatsache herrührt, dass ihr «Bürgertum (jetzt) im Himmel ist» (3,20), und darum sollte dies «hohe» oder «himmlische» Berufung schon in der Konstitution und Disposition eines himmlischen Volkes verankert sein.

Möge sich unsere wahre himmlische Natur mehr und mehr mächtig erweisen, so dass «die Dinge dieser Erde mehr und mehr verblassen im Licht seiner Herrlichkeit und Gnade».

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