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Christus, unser alles

von T. Austin-Sparks

Kapitel 2 - Christus, unser Sinn

Die Aussage in Kapitel 2 des Philipperbriefes ist die, dass das Kreuz den Sinn Christi zu unserem Sinne macht - Christus, unser Sinn.

«So macht meine Freude völlig, indem ihr eines Sinnes seid...» (V. 2).

«Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch über alle Maßen erhöht und ihm einen Namen verliehen, der über allen Namen ist» (V. 5-9).

«Denn ich habe sonst niemand von gleicher Gesinnung, der so redlich für eure Anliegen sorgen wird;denn sie suchen alle das Ihre, nicht das, was Christi Jesu ist» (V. 20-21).

«Ich ermahne Euodia und ich ermahne Syntyche, eines Sinnes zu sein im Herrn» (4,2).

Die Straße von Gold

Wenn wir das Ende des Werkes Gottes in diesem Heilsabschnitt erreichen und es in seiner abgeschlossenen Form sehen, symbolisiert durch die himmlische Stadt, das Neue Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herabkommt, deren Hauptcharakteristiken beschrieben und erwähnt werden, erkennen wir, dass einer dieser Gesichtspunkte der ist, dass die Stadt nur eine einzige Hauptstraße hat, und von dieser Straße, dieser Hauptstraße, diesem Hauptverkehrsweg des neuen Jerusalem wird gesagt, sie sei aus reinem Gold. Gott beginnt nicht erst am Ende dieses Heilsabschnittes, diese Stadt herzustellen. Er baut sie jetzt, und jeder Teil von ihr befindet sich jetzt in der Ausführungphase, und nicht zuletzt die Straße aus Gold. Wenn wir zum Neuen Testament greifen und diese apostolischen Briefe lesen - Römerbrief, Konrintherbriefe, Galaterbrief, Epheser- Philipper- und Kolosserbrief - befinden wir uns schon in der Vorbereitung auf diese Stadt, oder, die Stadt ist bereits potentiell gegenwärtig, denn die Stadt ist die Gemeinde, und wir können sehen, wie die Straße, insofern die Gemeinde im Blickpunkt steht, durch all diese Briefe hindurch verläuft, oder wir können beobachten, wie Gott seine Hauptverkehrsstraße baut, wie er sein Gold zubereitet.

Doch wird die Stadt inmitten von viel Gegnerschaft zubereitet, konstituiert und gebaut, genauso wie - und ich denke in weitaus größerem Maße als - Nehemia sich damit auseinandersetzen musste, als er die irdische Stadt, bzw. ihre Mauer wieder aufbauen musste.

Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Diese Straße, dieser Hauptverkehrsweg aus reinem Gold, ist der Ort, wo alle Heiligen zusammenkommen. Wenn es nur eine Straße gibt, dann ist dies der einzige Ort; die Leute haben keine Nebenstraßen und Hinterwege, die nicht miteinander in Verbindung stehen. Sie befinden sich alle beisammen am selben Ort, und dieses Gold, dieser goldene Hauptverkehrsweg, ist nichts anderes als dies, dass die Liebe Gottes sie alle zusammenzieht. Was wir, unter vielen anderen Dingen, in diesen Briefen vor uns haben, ist die Art, wie das Kreuz diese Liebe sicherstellt, welche die Einheit, die Gemeinschaft der Heiligen, konstituiert: denn das Kreuz ist so eng mit der Liebe Gottes assoziiert. Wir wissen das sehr wohl, und wir wissen, dass, wenn seine Liebe wirklich in unseren Herzen ist, dies das Ergebnis eines tiefen Wirkens des Kreuzes ist. Der Philipperbrief bringt dies auf eine sehr klare und präzise Weise ins Blickfeld. Wir haben gesehen, wie all diese Briefe uns fortwährend, Stufe um Stufe, Schritt für Schritt zu einer letzten Fülle führen, indem jeder das aufgreift, was voran gegangen ist, um es zu etwas Größerem weiter zu leiten, doch wollen wir für den Augenblick einen Blick rückwärts auf sie werfen.

Der Römerbrief ist ein großer Brief über die Liebe Gottes. Wir müssen uns nicht dabei aufhalten, darüber zu argumentieren, doch wollen wir uns daran erinnern, dass wir da alles auf eine volle, umfassende Weise dargestellt finden. ALLES ist hier schön beisammen; unsere Errettung in ihrer Fülle, in ihrer Vollständigkeit von jedem Gesichtspunkt aus ist ist ganz in diesem Brief zusammengefasst. Doch wenn ihr vom Römerbrief weitergeht, dann fangt ihr an, die Dinge sozusagen stückweise aufzunehmen. Man muss sich mit dieser Sache in ihren Einzelteilen befassen, so dass der nächste Brief - der erste Brief an die Korinther - vom momentanen Standpunkt unserer unmittelbaren Betrachtung aus sehr bedeutsam ist. Ihr erinnert euch, wie der Apostel am Anfang des Briefes die Langsamkeit des Wachstums beklagte, die Armseligkeit und Magerkeit des geistlichen Lebens, so dass er wie zu Säuglingen und nicht zu Erwachsenen sprechen musste; und dann legte er seinen Finger auf die Ursache und redete von den Trennungen unter ihnen. «Der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus; ein anderer: Ich zu Apollos; ein weiterer: Ich gehöre zu Petrus, und schließlich noch ein anderer: Ich gehöre zu Christus!, und all diese Positionen wurden durch den Apostel verworfen und getadelt. Hier wurden vier Hauptverkehrsstraßen gebaut, wo doch Gott beabsichtigt hatte, dass es nur eine einzige geben soll. Ich nehme an, die Leute die sagten: «Ich gehöre zu Christus», glaubten, ihre Hauptverkehrsstraße sei die beste von allen, doch vielleicht war sie gerade die schlimmste, denn sie machte Christus zu einem Werkzeug, das gerade das produzierte, das unmöglich zu machen er gekommen war, das etwas hervorbrachte, das am weitesten vom Gedanken Gottes entfernt war. All das war ein schrecklicher Widerspruch zur Liebe! Es war ein Widerspruch zu der Natur der einen Straße der Stadt, so erstaunt es uns nicht, dass der Apostel, als er ans Ende dieses Briefes kam, daraus den Schluss zog: «Eure Gaben trennen euch, und weil Gaben trennen oder der Anlass dazu sind, dass einer den andern von sich weist, oder dass einer sich vom andern abgrenzt, verfehlen all diese Gaben einfach ihr Ziel, welches darin bestand, den ganzen Leib aufzubauen. Damit deshalb die Gaben, obwohl sie richtig sein mögen, ihr Ziel erreichen, muss dies das Allerbeherrschendste sein: «Wenn ich in Sprachen der Menschen und der Engel redete, aber keine Liebe hätte, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle» (1. Kor. 13,1). So spricht er über die Gaben und sagt, die Liebe sei der Weg, die Liebe sei die Straße, die Liebe sei die Hauptverkehrsader, auf dem allein sie dieses Ziel, den Aufbau des Leiben, erreichen könnten.

Satans Gegnerschaft gegenüber der Gemeinschaft

Wir könnten hier innehalten, denn, was wir von allem Anfang sehen möchten, ist dies, wie Satan ständig gegen genau das ankämpft wegen der ungeheuren Folgen, dem Ziel der Liebe. Was wir gleich sehen werden, oder was wir ohne innezuhalten sogleich erkennen können, ist dies, dass Philipper 2 unmittelbar die Erhöhung des Herrn Jesus in jedem Bereich zu ihrem höchsten Platz der Autorität, Macht und Herrschaft bringt. Das ist es, was dieses Kapitel ins Gesichtsfeld rückt: Den Namen, der über allen Namen ist, vor dem sich jedes Knie beugen muss, und den jede Zunge zur Ehre Gottes, des Vaters, bekennen wird. Das ist das Ziel - die Stadt als ein Gefäß der Herrlichkeit Gottes, welche die Herrlichkeit Gottes besitzt durch das Zeugnis Jesu.

Nun, sagt der Apostel, um diesen Thron, den höchsten aller Orte, zu erreichen, müsst ihr folgenden Weg einschlagen: «Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war» (Phil. 2,5). Um welchen Sinn handelt es sich? Nun, «seid eines Sinnes untereinander... ich flehe euch an, seid eines Sinnes». Es ist die Einheit in Liebe. «Ich habe keine Gleichgesinnten, die sich ernsthaft um eure Angelegenheiten kümmern: Sie suchen alle das Ihre, nicht die Sache Jesu Christi». Ihr seht, dieser Sinn Christi ist eine Gesinnungseinheit, in der keine Selbstsucht vorhanden ist - und das ist Kapitel 2: «Er entäußerte sich selbst». Es gab eine große Menge Selbstsucht in Korinth. Satan kämpft ständig gegen den Bau der Stadt, und ganz besonders gegen die Zubereitung dieser Hauptstraße der Liebe. Manchmal scheint es, als sei Satans wichtigstes Ziel die Zerstörung der Liebe des Volkes Gottes für einander, wegen des großen Zieles, das durch die Liebe ins Blickfeld tritt: «Die Liebe baut auf». Liebe Freunde, was bedeutet das: «Ich gehöre zu Paulus, ich zu Apollos, ich zu Petrus, und ich zu Christus»? Glaubt ihr nicht auch, es sei höchst wahrscheinlich, dass diejenigen, die sagten: «Ich gehöre zu Paulus», tatsächlich Anhänger einer bestimmten Linie der Lehre waren? «Das ist die Lehre von Paulus, das ist Paulus‘ Interpretation, Paulus‘ Vision, Paulus‘ Konzept, Paulus‘ wunderbares Verständnis geistlicher Dinge als solcher». Es war etwas Besonderes am Dienst von Paulus, der sie anzog, und sie machten DIESE zu etwas, an das sie sich hielten. Apollos - gut, wir haben uns daran gewöhnt, zu glauben, er sei ein sehr redegewandter Mann gewesen, ein Mann von Beredsamkeit und feurigem Eifer. Nach dem Wort in Apostelgeschichte 18 zu schließen war er ein gebildeter Mensch, er kannte die Schrift, war voller Eifer und meinte es ernst, aber wiederum war es etwas Besonderes an diesem Mann und seinem Dienst, oder, sollen wir sagen, einem bestimmten Dienst. Petrus - was sollen wir denn zu Petrus sagen? Es mag ja sein, dass Petrus, da er der Apostel an die Juden in der Zerstreuung war, eher diejenigen ansprach, die einen mehr judaistischen Blickwinkel hatten und sich eher befreit fühlten von der ungeheuren Anspannung, welche Paulus‘ himmlische Position ihnen auferlegte. Was immer es auch war, ihr stellt fest, dass es die Art war, wie ein MENSCH die Dinge betrachtete, welche ihm von Gott geschenkt worden waren, aber etwas an einem bestimmten Dienst, das sie besonders ansprach. Was aber sollen wir zur vierten Gruppe sagen? «Ich gehöre zu Christus!» Nun, vielleicht war es einfach dies: «Ich gehöre nicht zu eurer Denomination oder Sekte. Ich gehöre überhaupt keiner Denomination an. Ich stehe darüber und bin draußen». Eine solche Einstellung kann selbst den Nicht-Denominationalismus zu einer Denomination machen und uns absondern, so dass wir spalterisch wirken. Darum sagte ich ja, das sei vielleicht die schlimmste von allen. Wir müssen sehr ehrlich und aufrichtig sein, wenn wir uns solchen Dingen gegenüber sehen. Denn das waren die Dinge, die durch all die Jahrhunderte hindurch vorgefallen sind. Das Volk Gottes wurde durch Lehren, Dienste, Persönlichkeiten aufgebrochen, und schließlich durch falsche Vorstellungen darüber, was eine himmlische Position ist - vielleicht wie sie von der «Christus-Partei» repräsentiert wurde, FALSCHE Vorstellungen von einer himmlischen Position. O, wenn der Herr uns doch befähigen könnte, dieses Wort anzunehmen, dann würde das einen großen Unterschied ausmachen, und, wie wir schon früher gesagt haben, einen Weg für den Heiligen Geist öffnen, einen Weg für den «Beistand des Geistes Jesu Christi». Das Kreuz hat etwas mit dieser Sache zu tun!


Das Werk des Kreuzes

Nun, zuallererst müssen wir, ihr und ich, dem Kreuz erlauben, alles, was durch die ersten Drei repräsentiert wird, und das sind Lehren, Interpretationen, besondere Lehrrichtungen, Dienste und Persönlichkeiten im Dienst, so dass wir in keiner Weise mehr an diesen Dingen hängen, sondern vielmehr ist es auf eine echte und richtig geistliche Weise Christus, der unser Brennpunkt ist, unser Versammlungsgrund, unsere Basis - Christus selbst. Wir können Paulus, Apollos und Petrus haben und dennoch keinen Deut geistlich wachsen, wie die Korinther. Wir können alles haben, was sie uns geben können, und dennoch kümmerlich bleiben, weil es da noch ein «es» gibt, irgend etwas, eine bestimmte Richtung, eine Lehre, eine Interpretation, einen Dienst. Natürlich glauben wir, es sei der Herr. Aber sind wir uns dessen so sicher? Dass es wirklich der Herr ist, ist eine Sache, in der wir uns sehr sicher sein müssen. Und dann muss das Kreuz auch mit dieser vierten Sache verfahren, oder das, was durch die vierte Sache repräsentiert wird: «Ich gehöre zu Christus». Ich möchte sehr praktisch vorgehen und direkt zum springenden Punkt kommen. Es ist eine falsche Inanspruchnahme einer himmlischen Position, Christen schlecht zu machen, weil sie irgend einer Denomination angehören, und in ihnen irgend etwas zu sehen, das sie von den Kindern Gottes trennt, weil sie in diesen Dingen sind. Das ist eine falsche Annahme einer himmlischen und geistlichen Position. Ich möchte dies mit großem Nachdruck sagen. Solche Leute sind noch nicht an den Punkt gekommen, wo sie zwischen den Kinder Gottes und Dingen unterscheiden können, in denen Kinder Gottes sein mögen. Wir, ihr und ich, mögen an einen Punkt gelangen, wo wir, mehr oder weniger, nicht an den DINGEN teilnehmen können, und mögen erkennen, dass diese DINGE - nennt sie, wie ihr wollt: «Sekten», « Denominationen», solche Dinge - einschränkende Dinge sind, und dass sie dem Gedanken Gottes widersprechen. Wir mögen zur Einsicht gelangen, dass ein gewaltiger Unterschied besteht zwischen einem sehr starken Gefühl und einer Überzeugung hinsichtlich dieser Dinge, und dann den unseren Gefühl diesbezüglich erlauben, die Leute zu treffen, die doch auch Kinder Gottes sind. Liebe Freunde, ihr müsst eine sehr breite Kluft zwischen diesen beiden Dingen offen lassen, und wenn ihr jemanden trefft, der in etwas ist, von dem ihr das Gefühl habt, dass der Herr euch davon befreit und euch daraus heraus geführt hat, oder dass er euch gezeigt hat, dass es nicht mit seinem Gedanken übereinstimmt, dürft ihr nicht zulassen, dass euer Gefühl gegenüber diesem DING, das Kind Gottes trifft. Unsere Haltung einem Kind Gottes gegenüber muss die Liebe Gottes zu seinen Kindern ALS SEINEN KINDERN, wo immer sie sein mögen, und es gibt Kinder Gottes an einigen sehr außergewöhnlichen Orten und in Dingen, die für uns undenkbar sind. Wir, ihr und ich, müssen Kinder Gottes anerkennen, wo immer sie sein mögen, in was immer sie sich befinden, und müssen die Straße intakt bewahren - eine Straße, ein Hauptverkehrsweg. Wir wandeln mit den Kindern Gottes, wie sie mit dem Herrn wandeln, weil sie Kinder Gottes sind. Satan‘s Beschäftigung ist es, zu versuchen, dies unmöglich zu machen, und diese Straße in tausend Hauptstraßen und Nebenwege und Sackgassen aufzusplittern. Es stimmt! Er kämpft die ganze Zeit dagegen, und für ihn ist nichts zu heilig. Die tragische, schmerzvolle und kummervolle Geschichte der Gemeinde ist schlicht dies - die Geschichte von Satan‘s Unheil, indem er das Volk Gottes trennt.

Nun, der Korintherbrief ist in dieser Sache grundlegend. Ich möchte das, was ich soeben gesagt habe, jetzt verlassen und nichts mehr dazu sagen, doch wenn nur der Herr das aufgreifen und mit uns in dieser Sache verfahren würde! Es scheint mir, liebe Freunde, dass wenn wir dies übertreten, es so aussieht, als würden wir etwas quer über diese Hauptverkehrsstraße ziehen und so den Weg zu unserem eigenen Fortschritt und zu unserem eigenen Zeugnis verschließen. Wenn wir Gottes Weg unterbinden, ist auch unser Weg unterbunden. Nun, Satan kämpfte so in Korinth, und ihr könnt sehen, wie Paulus geantwortet hat.

Paulus bekämpfte dies auf eine andere Weise in Galatien, doch war es im Prinzip dieselbe Sache. Hier hatten diese galatischen Gläubigen bei ihrer Bekehrung eine wunderbare Liebe gezeigt, die Liebe Christi, gegenüber dem Diener des Herrn, der als ihr geistlicher Vater gebraucht wurde. Er sagte: «Ihr hättet sogar eure Augen ausgerissen und sie mir gegeben!» Dann aber kamen die Judaisierer daher mit ihrem verderblichen Werk, und schon übergaben sie sich dem Teufel, um gerade dies zu tun, und die wunderschöne Liebe, die sich am Anfang auf so wunderbare Weise zeigte, hörte einfach auf. Diese Galater wandten sich gegen genau den Menschen, den Gott gebraucht hat, um alles in ihr Leben einzubringen. Lest diesen Brief nochmals im Licht des Werkes Satans gegen die Liebe Gottes, und seht, worauf Satan hinaus will: «Ihr seid so gut gelaufen. Wer hat euch verhext?» «Nachdem ihr im Geist angefangen habt, meint ihr nun, ihr könntet es im Fleisch vollenden?» Worauf will der Teufel hinaus? Er will ganz einfach diese Leute auf dem Weg zu Gottes Vorsatz aufhalten und von diesem Weg abbringen. Und wie brachte er das fertig? Nun sagt ihr vielleicht, durch die Judaisierer, durch falsche Lehrer, durch falsche Brüder. Ja, doch hauptsächlich wie? Indem er die Liebe zwischen ihnen und demjenigen, den Gott eingesetzt und erwählt hatte, um sie in seinen vollen Gedanken einzuführen, unterbrach.

Wir wagen es nicht, jetzt alle Briefe durchzugehen! Ihr beachtet, dass der Galaterbrief zum Epheserbrief weiterführt, und der Epheserbrief nimmt die Korintherbriefe und den Galaterbrief auf. Wie wunderbar spricht der Epheserbrief über die Liebe! Wenn ihr ans Ende des Briefes kommt, stoßt ihr auf die große Offenbarung der Liebe zwischen Christus und seiner Gemeinde: «Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt und sich für sie hingegeben hat». Und ihr wisst, dass es dann nicht lange dauert, bis ihr euch mitten im Kampf in den himmlischen Regionen wiederfindet. Wenn ihr genau hinblickt, stellt ihr fest, dass es die Liebe ist, die Satan weitgehend anvisiert. Warum sage ich das? Ihr blickt auf den Brief selbst, und dann geht ihr hinüber zum ersten Kapitel der Offenbarung, wo der Herr zu EPHESUS sagt: «Ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlassen hast». Satan hat also gewonnen!

Dann kommt ihr zum Philipperbrief, und dieser blickt zurück und nach vorne. Er blickt auf Korinth zurück. Wievieles gibt es in diesem Brief an die Korinther, das nach dem schmeckt, was wir im Korintherbrief vorfinden, obwohl es natürlich hier sehr viel schöner ist und die Dinge sich auf einer weit fortgeschritteneren Ebene befinden; und doch seht ihr, wie euch da auch etwas auf dem Weg entgegenkommt, ein schwacher Widerschein von dem, was in Korinth vorlag. Worum geht es bei all dem? «Seid eines Sinnes», «denkt alle dasselbe... habt eine Liebe, ein Herz, eine Seele». Worum also geht es bei all dem? Es ist wiederum ein korinthisches Übel in Philippi, und es ist auch hier notwendig, dass das Kreuz diesen Grund draußen hält, der der Liebe, der Liebe Christi entgegensteht, die die Heiligen bis ans volle Ende beisammen behält. In diesem Philipperbrief wird echt zurück geschaut, wie ihr sehen könnt, wenn ihr nur genau hinschaut.

Und da gibt es auch den Blick voraus. Nachher werden wir bei dieser göttlichen Anordnung der Briefe zum Kolosserbrief kommen, und dort werden wir uns in der Gegenwart des «Christus alles und in allen» für die Gemeinde wiederfinden, das heißt, in der Gemeinde, die jetzt in die Fülle Christi eingeht. Aber womit nimmt der Philipperbrief dies vorweg? O, Satans Art, den ganzen gemeinschaftlichen Ausdruck der Liebe durch individuelle Unterschiede zu verhindern! Das ist das, was ihr im Philipperbrief habt. Es scheint, dass die Schwierigkeiten - und welche Schwierigkeiten gab es doch da - in Philippi aus individuellen Unterschieden bestanden. Da waren Euodia und Syntyche, zwei Schwestern, die, wie ich annehme, unterschiedlicher Meinung waren. Ich denke, es ist etwas Wunderbares, dass der Apostel alles über die individuellen Dinge in Philippi wusste, etwa die Lage der Dinge zwischen einzelnen Gläubigen! Doch so war es nun einmal, und diese individuellen Unterschiede waren Satans Schlag gegen die große gemeinschaftliche Einheit in der Fülle Christi.

Mein Punkt ist der, liebe Freunde: Es führt zu nichts, wenn wir über die Gemeinde, den Leib oder die Stadt mit solch umfassenden Begriffen und Bildern reden, über deren wunderbare Repräsentation und was alles sie bedeuten, begeistert zu sein von der großen Idee, die uns so sehr anspricht und uns fasziniert. Das alles wird bedeutungslos, wenn es in einer örtlichen Gemeinde solche gibt, die nicht eines Sinnes sind. Alles wird durch solche Leute zunichte gemacht. Die Botschaft an die Philipper ist eingeklemmt zwischen dem Epheser- und Kolosserbrief. Denkt darüber nach! Ich habe stets gemeint, dass die Reihenfolge an einem bestimmten Punkt zusammenbrechen müsse: So sollten der Kolosser- und der Epheserbrief unmittelbar hintereinander kommen, zuerst der Kolosserbrief, dann der Epheserbrief. Vielleicht wurden sie so geschrieben, doch der Heilige Geist hat sie in die richtige Reihenfolge gesetzt. Der Epheserbrief: Der Leib umfassend dargestellt mit seiner großen, ewigen Berufung und Bestimmung; der Kolosserbrief: Die Gemeinde in Beziehung zum Haupt, in welchem die Fülle wohnt, und dazwischen geklemmt ist ein kleiner Brief wie der, in dem es heißt: «Ja, es gibt große Konzepte, unendliche göttliche Ideen und Absichten, aber vergesst bitte nicht, dass der ganze Bogen beruht auf einem Grundstein, und dieser Grundstein sind zwei unter euch - Euodia und Syntychè». Sehr praktisch! Du liebe Zeit, das trifft uns aber scharf! Ich habe früher gesagt, dieser Brief stelle uns bloß, und niemand von uns kann etwas dagegen unternehmen.

Nun, alles, was wir meinen, alles, wofür wir einstehen, alles, wovon wir reden, unsere ganze Vision, diese ganze große Sprache und Ausdrucksweise - «die Gemeinde», «der Leib», «die Stadt», «der ewige Vorsatz», «die Berufung und Bestimmung» - konzentriert sich schlicht auf etwas zwischen zwei Personen: «Seid eines Sinnes». Seht ihr, wenn die Stadt in Erscheinung tritt, dann ist es unvorstellbar, dass zwei Leute irgendwo in einer Ecke oder in einer Nebenstraße stehen und unterschiedlicher Meinung sind. Wir alle müssen uns gemeinsam auf einer einzigen Hauptverkehrsader bewegen, und die Natur dieser Hauptverkehrsader ist reines Gold - vollkommene Liebe. Darauf arbeitet Gott hin, und dagegen arbeitet Satan. Wie elementar sind wir doch! Wie stehen wir doch noch ganz am Anfang der Dinge! Aber sind wir das wirklich? Die Philipper sind schon recht weit, und der Brief sagt uns ganz einfach, es sei möglicherweise auf das Ende hin schwieriger, diese gegenseitige Liebe und diesen einen Sinn zu zeigen. Vielleicht wird es schwieriger, wenn wir vorangehen. Vielleicht hat der Satan dann einfach viel mehr (Material), das er verwenden und mit dem er spielen kann, und er wird es gut nutzen. Vielleicht wird der Kampf auch viel intensiver. Ja, ich habe keinen Zweifel darüber, dass Satan mit zunehmender Kraft beharrlich sein Unterfangen fortführen wird, das Volk Gottes zu trennen und zu zerstreuen.

Nun, durch diese sehr einfach Wort wird uns eine große Verantwortung auferlegt. Das ganze Zeugnis Jesu wird wiederum schlicht zurückgeführt auf eine Angelegenheit zwischen Personen, und was dieser Brief uns sagen möchte, besonders in diesem Teil, ist folgendes: Wo immer sie sind, und was immer sie sind, Kinder Gottes sind immer Kinder Gottes, Glieder der Familie des Vaters - ein Bruder, eine Schwester von euch und mir - und wir dürfen uns niemals bösartig gegen irgend einen von ihnen beeinflussen lassen wegen irgend einem der Gründe, weshalb sie sind, wo sie sind. Vielleicht haben sie nicht gesehen, was ihr gesehen habt, vielleicht hatten sie nicht das Privileg der Belehrung, das ihr hattet. O, die Gründe mögen zahllos sein, warum sie sich da befinden, doch solange sie den Herrn lieben, steht es weder euch noch mir zu, sie zu verurteilen. Beachtet, wie Paulus diese Linie bei allen einhielt, die Dinge taten, von denen andere glaubten, sie seien total falsch! Einige von uns haben sehr starke Empfindungen hinsichtlich der fundamentalen Dinge des Glaubens, doch manch einer, den man nicht Fundamentalist nennen würde, und der gerade durch seine Erziehung und Bildung eher zu den Modernisten zuzurechnen war, ist durch die Liebe gewonnen worden, die anderen ihm gegenüber zeigten. Viele, die gerade auf jene Linie abgewichen sind, sind am Ende zurückgekehrt, weil ihnen Liebe entgegengebracht wurde, und die Liebe bringt ein schönes Stück mehr zustande als irgendwelche Argumente. Wir dürfen nicht MENSCHEN vom Herrn forthassen, nur weil wir ihre falschen Vorstellungen hassen.

Nun, natürlich schließen wir mit dem Bösen keine Kompromisse, auch sagen wir keineswegs, dass falsche Dinge weniger falsch seien (je nachdem, wer sie vertritt), aber lasst uns stets an jener tiefen Kluft festhalten zwischen einem echten Kind Gottes und der Sache, in die es sich befindet. Viele Modernisten sind nicht wirklich wiedergeborene Kinder Gottes. Viele HABEN einen Hintergrund, zu dem sie wieder zurückkehren mögen, wenn Leiden auftritt. Auf jeden Fall wollen wir die Situation nicht durch einen nicht christusgemäßen Geist verhärten. Wir wollen allen Liebe entgegenbringen, denn so vieles hängt davon ab. Ich bin sicher, dass, wenn das Kreuz sein Werk in uns tun kann, es einen Kanal für den Herrn herausschneiden wird, und so wird er einen freieren Weg haben; und ich bin ganz sicher, dass der Heilige Geist eingeschlossen und gehindert wird, wo irgend etwas vorkommt, das gegen die Liebe Gottes verstößt.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.