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Disziplin zum Gebet

von Verschiedene Autoren

Teil 5 - Versammelt mir meine Heiligen

von T. Austin-Sparks

«Versammelt mir meine Getreuen, die den Bund mit mir schlossen über dem Opfer» (Ps. 50,5).

«Wir bitten euch aber, ihr Brüder, wegen der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm» (2. Thess. 2,1).

«Indem wir unsere eigenen Versammlungen nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das um so mehr, als ihr den Tag herannahen seht» (Hebr. 10,25).

All diese oben erwähnten Schriftabschnitte enthalten diesen einen, gemeinsamen Faktor, dass eine Endzeit-Bewegung und ein Endzeit-Erscheinungsbild dominiert. Man darf nicht vergessen, dass die Psalmen selbst das repräsentieren, was übrig bleibt, wenn eine Geschichte von äußeren Dingen, was das allgemeine Werkzeug betrifft, mit einem Fiasko endet. Die Geschichte Israels endete in ihrer ersten großen Phase auf eine katastrophale und schändliche Weise mit dem Buch der Könige. Schwäche, Lähmung, Abfall, Schmach charakterisierten das Werkzeug im allgemeinen. Doch aus dieser Geschichte, die so endete, wurden die Psalmen hervorgebracht, und sie stellen das dar, was GEISTLICH gewonnen wurde und fortdauerte. Dies ist vorwiegend eine persönliche, innere, geistliche Erkenntnis des Herrn, die durch Erfahrung erlangt wurde. Dies ist der Grund, weshalb sie stets an das Herz rühren und es nie verfehlen, die Erfahrung an jedem Punkt zu treffen. Immer wieder haben sich die Heiligen in Zeiten tiefer Erfahrungen an sie gewandt. Sie stellen den Dienst der Erfahrung an der Erfahrung dar, der einzige Dienst, der fortdauert. Das Endzeit-Werkzeug wird stets etwas sein, das den Herrn innerlich auf eine tiefe und lebendige Weise kennt durch eine von viel Erfahrung der Höhen und Tiefen befrachteten Geschichte. Was David dem «Vorsänger» übergab für die Blas- und Saiteninstrumente berührt die höchsten und tiefsten Töne der Erkenntnis eines Sterblichen von Gott. Anbetung, Errettung, Kummer, Appelle, Sieg, Kampf, Glaube, Hoffnung, Herrlichkeit, Unterweisung sind alles große Themen, die mit der Masse von Dingen verwoben sind, von denen die Rede ist, doch der Punkt ist der, dass sie alle im wirklichen Leben geschahen; er hatte sie alle durchgemacht. Es ist das, und das allein, das dem Herrn dienen kann, wenn das, was er zuerst errichtete, als öffentliches Werkzeug vor ihm versagte. So wird der Herr alle Mühe darauf verwenden, dies zu sichern, und das mag viel von dem Leiden und dem Kummer zu erklären, durch die er sein auserwähltes Gefäß führt.

Ist ist nicht nötig, hervorzuheben, dass in den andern zwei Abschnitten, mit denen wir begonnen haben, die Endzeit im Blickpunkt steht; sie sagen es ja ausdrücklich.

Es gibt da jedoch einen allgemeinen Gesichtspunkt, der in besonderer Weise als Thema vor uns liegt. Sie alle beziehen sich auf das Versammeln von etwas, das mit der Endzeit in Beziehung steht. Der Tag naht, darum muss «um so mehr» ein Versammeln stattfinden. Der Herr kommt, und es findet ein Versammeln zu ihm hin statt.

Die Geschichte eines religiösen Systems, die aus etwas hervorging, das der Herr an erster Stelle gebildet hat, ging in Schwachheit, Chaos und Schande zu Ende. Darum muss ein Wiederversammeln seiner Heiligen zum HERRN hin stattfinden.

Bevor wir uns mit der Natur dieses Versammeln in der Endzeit befassen, müssen wir deutlich jene ins Blickfeld bekommen, die davon betroffen sein werden. Der Abschnitt aus den Psalmen umfasst und schließt diejenigen ein, auf die in den beiden andern Abschnitten Bezug genommen wird.


«Meine Heiligen ... die mit mir
einen Bund geschlossen haben über dem Opfer»

Es wird schwerlich nötig sein, zu bemerken, dass, wenn alles gesagt und durch Typus, Symbol und Sinnbild auch geschehen ist, der Bund ein Eintreten bedeutet in das, was der Herr Jesus durch sein vergossenes Blut erworben hat. Es ist eine Wertschätzung und Wahrnehmung von seiner Person in seinem großen Werk am Kreuz. Der Herr hat durch sein Blut beim Opfer einen neuen Bund geschlossen, und wir, sein geistliches Volk, sind diesem Bund beigetreten und haben unsere Hand darauf gegeben. Christus als «der Mittler eines Neuen Bundes» steht für beide Parteien, denn ein Bund benötigt zwei Parteien. Auf der einen Seite ist er Gott, «der Sohn Gottes»; auf der andern Seite ist er Mensch, «der Sohn des Menschen». In Christus sind wir zur menschlichen Seite des Bundes geworden, und indem wir unseren Platz im Glauben an ihn einnehmen, treten wir in den Bund ein. Genauso wie Gott in Christus in einer großen, verpflichtenden Hingabe zu uns herausgekommen ist, so gehen auch wir - wie im Falle von Christus - zu Gott hinaus in einer ebenso so großen Hingabe. Das Blut besiegelt den Bund, d.h. es erklärt uns zum völligen Eigentum des Herrn, und den Herrn zu unserem Eigentum.

Wenn wir die Bedeutung eines «Bundes beim Opfer» erkennen, dann werden wir sehen, wer es ist, der mit diesem Versammeltwerden gemeint ist. Es werden mit Bestimmtheit nur diejenigen sein, für die der Herr alles ist, für die er alles und in allem ist; und solche, die ohne Vorbehalt, ohne persönliches Interesse, ohne irgend etwas, das Geringer ist als er selbst, ganz für den Herrn sind. Geistliche Einheit ist nur auf dieser Basis möglich.

Das Wort des Herrn an Abraham in den Tagen des Bundes lautete: «Nun weiß ich, dass du Gott fürchtest». Maleachis Endzeitwort lautete: «Diejenigen nun, die den Herrn fürchteten...». Die Furcht des Herrn ist eine äußerste Hingabe an ihn um jeden Preis; wo sein Wille alles überragt, indem es das Ausmaß eines Ganzopfers beansprucht und auch bekommt.

Die Natur des Versammeltwerdens

Nachdem wir nun diejenigen, die es betrifft, in den Blick bekommen haben, was sowohl einen Test als auch ein Zeugnis darstellt, sind wir imstande, uns die Natur des Versammeltwerdens näher anzusehen.

Wir sind uns wohl bewusst, dass ein weitverbreiteter Zweifel darüber besteht, ob wir am Ende irgend etwas in der Gestalt einer gemeinschaftlichen Bewegung oder eines gemeinschaftlichen Zeugnisses erwarten können. Einige sind sogar fest davon überzeugt, dass am Ende alles nur noch über den Einzelnen abläuft, und diese Überzeugung beruht zum größten Teil auf dem Ausdruck «wenn jemand» in der Botschaft an Laodizea.

Wir wollen uns aber beeilen, hier festzuhalten, dass wir nichts von der Natur einer organisierten Bewegung, einer Sekte, einer Gesellschaft, einer Bruderschaft oder sogar einer «Gemeinschaft» im Sinne haben, wenn damit irgend etwas Vorausgegangenes gemeint ist.

Nachdem wir dies gesagt haben, gibt es allerdings auf der andern Seite Dinge, die ganz klar gesagt werden müssen.

Die Gemeinde des Neuen Testament war niemals eine organisierte Bewegung. Auch gab es zu keinem Zeitpunkt einen organisierten Zusammenschluss von Gemeinschaften von Gläubigen an verschiedenen Orten untereinander. Es war eine rein geistliche Angelegenheit, spontan im Leben und nur durch den Heiligen Geist und gegenseitige Liebe und geistliches füreinander Sorgen vereint war. Es gab noch andere Faktoren, die als geistliche Bindeglieder dienten, die wir gleich noch erwähnen werden. Ferner, was noch viel wichtiger war, war die die bleibende Tatsache, dass ein «Leib» zum Dasein gebracht worden war. Er wird «Leib Christi» genannt. Ihr könnt eine Gesellschaft teilen, und sie existiert dennoch weiter, aber ihr könnt keinen Körper teilen, ohne sein Wesen und zu zerstören.

Sollen wir von den Exponenten der individualistischen Interpretation her das so verstehen, dass alle Belehrung des Herrn, in fast allen Schriftstellen, die das Haus Gottes betreffen, und in fast allen Briefen von Paulus, wo er den Leib Christi erwähnt, nun beiseite gesetzt wird oder bloß noch eine Idee sein soll ohne irgend welchen Ausdruck auf Erden? Sollen wir den größten Teil des Neuen Testamentes löschen und unser eigenes, individuelles Christenleben leben ohne Nachdruck auf das Praktizieren von Gemeinschaft mit andern Gläubigen? Ganz sicher nicht. Das würde allen Wegen Gottes in der Geschichte widersprechen, und es riecht gewiss nach Niederlage, denn wenn es etwas gibt, wogegen der Feind sich mit aller Kraft sträubt, ist es die Gemeinschaft des Volkes Gottes.

Ein Ultraindividualismus ist unmöglich, wenn die Wahrheit des «einen Leibes» noch immer besteht, und was noch hinzukommt, das Volk des Herrn wird sich mehr und mehr der absoluten Notwendigkeit der Gemeinschaft bewusst, vor allem im Gebet. Schon nur die Schwierigkeit, «durchzudringen» wird immer größer, je mehr wir uns dem Ende nähern.

Was ist aber die Natur dieses Versammeltwerdens? Es ist ein Versammeln zum Herrn selbst hin. «Versammelt (zu) mir meine Heiligen»; «unser Versammeltwerden zu ihm hin».

In der Vergangenheit hat es Versammlungen zu Menschen hin gegeben, zu großen Predigern, zu großen Lehrern, zu großen Führern; oder auch zu großen Institutionen und Bewegungen, Zentren oder Lehren. Am Ende wird der Herr sehr viel mehr sein als seine Gefäße oder Werkzeuge.

Gottes Ziel ist Christus, und je mehr wir uns dem Ende näheren, muss er fast unmittelbar das Ziel unserer Wertschätzung werden.

Unsere Einheit und Gemeinschaft besteht nicht in einer Lehre, einem «Zeugnis», einer Gemeinschaft, einem Ort, sondern in einer Person, und in ihm nicht bloß lehrmäßig, sondern lebendig und erfahrungsmäßig.

Jede Bewegung, die wirklich von Gott stammt, muss dies als ihr überragendes und umfassendes Erscheinungsbild vorweisen, dass der Herr Jesus der Gegenstand der Herzensverehrung und Anbetung ist.

Die beiden großen Zwecke des Versammelns sind Gebet und «Aufbau»: «Flehen für alle Heiligen» und geistliche Nahrung. Diese beiden Dinge haben stets göttliche Versammlungen und Zusammenkünfte charakterisiert - Darstellung vor Gott, und sich ernähren in seiner Gegenwart.

Das ist also die Bedeutung von «beruft eine allgemeine Versammlung» (Joel l,14; 2,15). Wir müssen mehr und mehr darauf bestehen, dass, da «der Tag» naht, das Sich Versammeln ZU IHM HIN dringend nötig ist.

Möchten wir doch mehr davon als seine göttlich inspirierte Bewegung sehen, sich zu versammeln, um der so großen Not zu begegnen!

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