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Der Mann, den Gott bestimmt hat

von T. Austin-Sparks

Kapitel 7 - Die Braut

«Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut» (Offenb. 21,2).

«Lasst uns fröhlich sein und jubeln und ihm die Ehre geben! Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereit gemacht. Und es wurde ihr gegeben, sich in feine Leinwand zu kleiden, rein und glänzend; denn die feine Leinwand ist die Gerechtigkeit der Heiligen» (Offenb. 19,7-9).

«Der Geist und die Braut sagen: Komme!» (Offenb. 22,17).

«...wie Christus auch das Haupt der Gemeinde ist; und er ist der Retter des Leibes» (Eph. 5,23)

«Ihr Männer, liebt eure Frauen, gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heilige, und sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort, damit er sie sich selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, so dass sie weder Flecken noch Runzeln noch etwas ähnliches habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei» (Eph. 5,25-27)

«Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebein. Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß; ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde» (Eph. 5,30-32).

Wenn wir uns diesem Thema nähern, wäre es gut, dass wir gewisse Dinge vergessen; wir sollten für den Augenblick jede Theorie vergessen, die wir möglicherweise unter der Bezeichnung «Braut des Lammes» gehört und akzeptiert haben. Es gibt hinsichtlich dieser Sache kristallisierte Theorien. Es gibt solche, die glauben, die Braut sei Israel. Dann gibt es andere, die glauben, dass die Gemeinde nicht die Braut und die Braut nicht die Gemeinde sein könne -; dies seien seien unterschiedliche und verschiedenartige Gruppen , usw. Bitte legt sie für den Augenblick einfach auf die Seite - nicht um eine neue Theorie zu akzeptieren, sondern um für das offen zu sein, was der Herr uns in dieser Botschaft zu sagen hat. Bitte, schenkt dem Herrn die Wohltat eines offenen Herzens und Sinnes.

Es wäre auch gut, wenn wir vom Symbolismus dieses Buches der Offenbarung wegkämen. Das ist sehr schwierig, weil es ein Buch ist, das geradezu voll ist von Symbolen und Symbolik. Doch wollen wir versuchen, dieses Symbole zu vergessen - selbst das Symbol der Braut als aktuelles Wort - lasst uns vielmehr ernsthaft bestrebt sein, zur eigentlichen Bedeutung zu gelangen. Es ist leicht, sich so sehr mit dem Symbol zu beschäftigen, dass wir die Bedeutung verfehlen.


Drei hauptsächliche Dienste im Neuen Testament

Gleich zu Beginn lasst es mich euch in Erinnerung rufen, dass es im Neuen Testament drei hauptsächliche Phasen oder Dienste gibt.

Da ist einmal die Phase, welche man INITIATION nennt; das heißt, das Zusammentragen des Materials für das Haus gottes. Das ist eine äußerst hervorragende Phase der Apostelgeschichte - das Ausstrecken nach, und die Behändigung derer, welche die Gemeinde bilden und sie konstituieren sollen.

Dann gibt es die zweite Phase oder den zweiten Dient des ZUSAMMENBAUS dieses Materials: Der Aufbau , um Paulus‘ Wendung zu benutzen, des Leibes Christi; und das findet sich eingewickelt in den Briefen von Paulus - der Lehrdienst, der dem Einsammeln folgt. Der Aufbau erfolgt, nachdem das Material sichergestellt und zusammengetragen worden ist.

Aber dann gibt es da noch eine dritte Phase, einen dritten Dienst. Es ist das, was mit den letzten Teilen des Neuen Testaments eingeführt wird, vorwiegend durch den Dienst von Johannes - wenn auch nicht vollständig, denn auch Judas ist hier involviert, und Jakobus bis zu einem bestimmten Grade; vor allem jedoch in den Briefen von Johannes, und vorrangig im Buch der Offenbarung - der Dienst des ZURÜCKFÜHRENS, zurück zu all dem, was zuvor gegeben worden ist; ein Dienst des RÜCKRUFES, wo ein Verlust, ein Abfall, eine Abweichung, ein Niedergang eingetreten ist; und ein Dienst des URTEILENS - ein Urteilen nicht bloß im Sinne des Richtens, sondern ein Urteilen im Sinn einer Klarstellung, wo die Dinge falsch gelaufen sind, und einer Warnung hinsichtlich des fehlbaren Zustandes.

Das also sind die drei Phasen des Dienstes des Neuen Testaments, und man kann die Souveränität des Herrn erkennen, die jede einzelne von ihnen kennzeichnet.


Die Souveränität des Herrn in Bezug auf die Dienstes

Wir haben vorhin die souveränen Aktivitäten des Geistes Jesu betrachtet, wie er das Material für das Haus Gottes behändigte und zusammentrug. Wir sahen eine wunderbare Kombination himmlischer Engelsmächte mit dem Heiligen Geist, wie sie sich in souveränen Aktivitäten zusammenschlossen, um das Material sicherzustellen, aus dem die Gemeinde besteht. Es besteht kein Missverständnis hinsichtlich der Souveränität, die in dieser Phase des Neuen Testamentes am Werke ist.

Genauso lässt sich eine Souveränität in Verbindung mit dem zweiten Teil beobachten, ja, sie ist offensichtlich - nämlich beim Sichern, Erwecken, Ausrüsten, Begabung jener, welche den Dienst des Aufbaus des Leibes Christi erfüllen sollen - persönliche Gaben des erhöhten Herrn in souveräner Aktion, eine Qualifikation durch den Heiligen Geist für den vielseitigen Dienst, durch welchen die Gemeinde zu ihrem vollen Mannesalter gebracht werden soll.

Aber die Souveränität ist auch außergewöhnlich offensichtlich in der dritten Phase. Sie ist ersichtlich in den Äußerungen am Anfang des Buches der Offenbarung. «Ich, Johannes... war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen» (1,9). Und was geschah? Er sagt, dass die Dinge, die Jesus durch den Vater übergeben worden seien, «die Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab», durch einen Engel, durch einen besonderen Sendboten «an seinen Knecht Johannes gesandt und angezeigt wurden» (1,1). Wenn das keine souveräne Aktion ist, was dann? Das ist der Himmel, der sich in Bewegung setzt, und es bezieht sich auf diesen Dienst des Zurückführens, des Rückrufs, des Urteilens.

Beachtet zudem, dass es darum ging, zur vollen Offenbarung dessen, was Gott gegeben hatte, zurückzukehren. Diese Botschaften (die sieben Sendschreiben) waren in erster Linie an die sieben Gemeinden in Asia andressiert, und gerade diesen Gemeinden in Asia war durch den Apostel Paulus die vollständigste Offenbarung geschenkt worden. Ephesus, Laodizea und der ganze Rest waren die Gemeinden, die durch eben diesen Apostel ins Dasein gerufen wurden, der auf eine so souveräne Weise erweckt und ausgerüstet wurde, die vollständigste Enthüllung der ewigen Ratschlüsse Gottes, die wir in der Bibel vorfinden, zu vermitteln. Gerade hinsichtlich dieser Vollständigkeit des enthüllten göttlichen Gedankens wurde das Buch der Offenbarung eingeführt, um souverän zu dem zurückzurufen, um diesbezüglich das Urteil zu sprechen; um mit dem Volk des Herrn im Licht der ganzen Offenbarung des Sinnes Gottes zu verfahren, nicht bloß hinsichtlich bestimmter Teilwahrheiten.

Der Punkt, um den es mir geht, ist der: es geschah souverän; und Gott, der souverän ist, bestimmt den Dienst, der erfüllt werden muss, und durch wen er erfüllt werden soll, und es gibt in den souveränen Vorsätzen und Aktivitäten Gottes einen Platz für einen Dienst, den man als Rückruf-Dienst bezeichnen kann. Dies ist ein Dienst der Zurückführung, und ein solcher charakterisiert in besonderer Weise die Endzeit, wie man hier sehr deutlich sehen kann.


Die Braut bringt den vollsten Gedanken Gottes
hinsichtlich seines Sohnes zum Ausdruck

Nun, wie wir in unserer vorherigen Betrachtung gesagt haben, lassen sich im Buch der Offenbarung unterschiedliche und besondere Gruppen ausmachen, die sehr viel mehr vom Herrn repräsentieren als der Rest, und von all den verschiedenen Gruppen oder den verschiedenen Namen, die wir erwähnt haben - Überwinder, die Hundertvierundvierzigtausend, die Erstlingsfrüchte, der mannhafte Sohn, usw. - von all diesen Titeln scheint mir derjenige der «Braut» dem Herzen Gottes am nächsten zu liegen. Zweifellos drückt und verkörpert die Braut, aus jeder ihrer Beschreibungen, Präsentationen und Implikationen, den vollsten Gedanken des Vaters hinsichtlich seines Sohnes aus. Wir könnten eine ganze Menge da hineinpacken - alttestamentliche Typoi und Gestalten - wie sich der Vater um die Braut seines Sohnes bemüht. Vielleicht erinnert ihr euch zum Beispiel an die Geschichte von Abraham, Isaak und Rebekka. Wir können uns jedoch nicht bei Details aufhalten. Wir erwähnen es bloß, ihr könnt es nachprüfen, von all den erwähnten Titeln ist es die Braut, die den vollsten Gedanken des Vaters für seinen Sohn verkörpert und zum Ausdruck bringt.

Und in der Tat, was durch die Braut bezeichnet wird, ist die erste und vorherrschende Idee der Dreieinigkeit - von Vater, Sohn und Heiligem Geist.

Der Vater wird überragend von diesem Gedanken für seinen Sohn beherrscht - um seinem Sohn zu einer Braut zu verhelfen. Was in der ersten Schöpfung menschlich gesehen, buchstäblich, zutraf, trifft überragend in der Neuen Schöpfung, im himmlischen Menschen, zu. Gott sagt, es sei nicht gut für ihn, allein zu sein. Ihn mit einer Braut zu versehen ist das größte Interesse des Vaters hinsichtlich seines Sohnes.

Die Sorge des Sohnes für seine Braut, die Gemeinde, ist offensichtlich; wir werden gleich mehr darüber sagen.

Und was den Heiligen Geist betrifft: Das ist sein eigentliches Werk in dieser Heilszeit. Wir haben früher davon gesprochen, dies sei die Heilszeit des Heiligen Geistes. Er ist gekommen, um eine Braut für den Sohn sicherzustellen, und diesen Zweck verfolgt er; in dieser siebenfachen Wiederholung «was der Geist den Gemeinden sagt», habt ihr implizit (mit ausgedrückt, eingeschlossen) seine Sorge, die Gemeinde auf die Stufe einer Braut für den Sohn zu bringen. Die aktiven Operationen im Buch der Offenbarung beginnen mit diesem siebenfachen Wort: «Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt». Es wird sieben Mal wiederholt - «was der Geist sagt». Und das Letzte in diesem Buch lautet: «Der Geist und die Braut sprechen: Komm!» Alles dazwischen, insoweit es das Volk Gottes betrifft, vollzieht sich das mächtige Werk des Geistes, um diese Braut für den Sohn sicherzustellen. Im letzten Wort, das wir später betrachten werden, findet sich die große Freude des Geistes am Ende. «Alles ist für dich zubereitet! Das Werk ist getan; das angestrebte Ziel ist sichergestellt. Komm!».

Die Liebe Christi und seine Hingabe für die Gemeinde

Dieses Ziel findet sich in besonderer Weise im Kreuz des Herrn Jesus. Das Kreuz des Herrn Jesus ist etwas sehr Umfassendes und hat im Blick auf Wert und Funktion viele Seiten. Es hat zu tun mit Sünde, mit dem Gericht über die Sünde, mit der Vergebung der Sünde. Es hat zu tun mit dem Tod und der Vernichtung des Todes für die Gemeinde. Es hat zu tun mit Satan, dem Fürsten der Welt, und mit seiner Vertreibung. Es hat zu tun mit der Errettung, mit der Versöhnung, Rechtfertigung, und alle Seiten der Erlösung. Sie alle sind im Kreuz eingeschlossen. Dann aber legt der Apostel seinen Finger auf eine besondere Bedeutung des Kreuzes, wenn er sagt: «Christus liebte die Gemeinde und gab sich selbst für sie hin». Als Christus ans Kreuz, wurde, während all diese anderen Dinge bewirkt und eingeschlossen wurden, diese zentrale Sache sichergestellt. Er gab sich selbst hin für die Gemeinde.

Das wirft uns auf einige seiner eigenen Gleichnisse zurück. Denken wir da an das Gleichnis vom Schatz im Acker, wo das ganze Feld gekauft wurde, um den Schatz sicherzustellen. Oder wir denken an das Gleichnis von der kostbaren Perle, und dem Kaufmann, der alles unternimmt, um es sich leisten zu können, diese Perle sicherzustellen. Einmal durchschritt ich die schmalen Straßen von Basrah, am persischen Golf, und schaute in die Läden der Perlenhändler; dort sah ich, hinter Glas und weggesperrt, einige wunderbare, herrliche Perlen. Ich war von ihnen fasziniert. Und von diesen schmalen Straßen konntet ihr aufs Meer blicken und den Perlenfischern zuschauen, wie sie in ihren gebrechlichen Booten ihrer Arbeit nachgingen - einer gefährlichen, kostspieligen Arbeit. Dann kam ein Perlenhändler von Basrah daher und begleitete mich für den Rest der Reise nach Indien. Er war ein ernsthafter Mann, und ihr hättet sehen sollen, wie er hin und herschaute und die Schatulle hütete, in der sich die Perlen befanden. Es war eine verstärkte Schatulle, mit zwei schweren Verschlüssen, und sie war für ihn nie außer Sichtweite - ja, er gab sie nie aus der Hand. Er kam am andern Ende an, und die Zollbehörde wollte einen Blick hineinwerfen - aber, oh, wie war dieser Mann in Sorge, wie war er auf der Hut, ständig beobachtend, ob irgend jemand hinsah. Eine perle repräsentierte sein eigentliches Leben, seinen Unterhalt. Sein ganzes Wesen konzentrierte sich in dieser Perle - sie bedeutete ihm alles.

Als ich das sah und mir einprägte, wie wurde ich da an dieses Gleichnis erinnert. Das ist es, was der Herr wusste. Wir werden gleich darauf zurückkommen. eine «kostbare Perle»: Das ist ein Sinnbild von seiner Gemeinde, das ist ein Sinnbild von seiner Braut - die Gemeinde in Gestalt einer Braut. «Kostbar» (engl.: «hoher Preis»): Er gab sich selbst (dafür) hin; das Kreuz, und alles, was das Kreuz bedeutete, konzentrierte sich in dieser Perle, hatte seinen Mittelpunkt in der Braut. «Christus ... hat die Gemeinde geliebt und sich für sie hingegeben».

Wiederum: Wir haben gesagt, dies sei das vorrangige Interesse des Heiligen Geistes; dass dies in dieser Heilszeit die eine Sache ist, hinter der der Heilige Geist her ist. Mit jeder Methode, mit jedem Mittel, entlang jeder Linie, durch jeden Dienst ist das Ziel, das er im Blick hat, dasselbe: Die Sicherstellung dieser Braut. Möchten doch alle Diener des Herrn dies stets vor sich haben - das Ziel besteht nicht nur darin, ein paar Einzelne gerettet zu haben, so wichtig das auch sein mag; das Ziel ist nicht, so und so viele Christen in dieser Welt zu haben, so wichtig das auch sein mag. Das Ziel ist das gemeinschaftliche Gefäß, «die Braut» genannt. Der Heilige Geist wird davon dominiert, in all seinen Aktivitäten wird er von diesem Ziel beherrscht.

Wir sagten auch, die Braut sei die umfassende, höchste, volle Verkörperung der ewigen Vorsätze und Ratschlüsse Gottes hinsichtlich seines Sohnes. Das reicht weit zurück in die vergangene Ewigkeit, in die damaligen Ratschlüsse der Gottheit. Gott beschloss alles hinsichtlich seines Sohnes, in seinem Sohn, für seinen Sohn: Alles war für den Sohn; und im Herzen von allem ist die Braut, die Gemeinde, seine auserwählte Braut, die Auserwählten.

Der Herr auf der Suche nach
bräutlichen Charaktereigenschaften

Wir kommen jetzt zu dieser zweiten Phase. Alle Urteile und Behandlungen des Herrn mit seinem Volk werden von diesem Ziel beherrscht. Es ist auch das Ziel der Behandlungen des Herrn mit uns - mit der Gemeinde, mit den Gemeinden, mit Einzelnen - und wir müssen diese Botschaften an die Gemeinden im Buch der Offenbarung im Licht der Braut sehen. Was ist es, das dieser Herr, der Bräutigam, dieser Menschensohn, sucht? Was hat er bei diesen Botschaften an die Gemeinden im Sinn? Er sucht nach bräutlichen Charaktereigenschaften. So setzt er sich hin und fasst zusammen. Es gibt Vieles, das er empfiehlt. Dies sind Eigenschaften der Braut. «Ich kenne deine Werke» - in Ordnung, ganz gut; «deine Bemühungen» - richtig; «deine Geduld» - ja, sehr gut; «deine Gewissenhaftigkeit» - «du hast die geprüft, die sich Apostel nennen, und es nicht sind» - «du hast für das, was richtig oder falsch ist, du bist gewissenhaft» - ja, sehr gut; sicher muss die Braut so sein; «du bist ehrlich, du tolerierst keine falschen Apostel und falschen Lehrer» - ja, sehr gut, genauso wird die Braut sein; «du hast meinen Namen festgehalten» - auch das ist richtig, das ist gut; «du hast meinen Glauben nicht verleugnet» - ja, so muss es sein, die Leute, die diese Gruppe bilden, müssen bestimmt so sein. Deine Nächstenliebe, dein Dienst, dein Glaube, und noch mehr Werke, mehr als am Anfang - all das ist richtig, alles ist gut.

Ja, das sind Eigenschaften der Braut, aber es gibt eine noch längere Liste von Dingen, welche die Braut nicht ausdrücken darf - Eigenschaften, die keine bräutlichen Eigenschaften sind und die gehen müssen. Die erste Liebe verloren - das geht doch nicht; die Braut muss am Ende von dem charakterisiert sein, was am Anfang war, und zwar durch eine Absolutheit und Frische der Hingabe an den Herrn selbst. Du hast bei dir die Lehre Bileams, und solche, welche die Lehre der Nikolaiten vertreten». Vielleicht verstehen wir nicht ganz, was das bedeutet. Ich behaupte nicht, dass ich es euch sagen kann, aber ich denke, ich kann euch genau sagen, was es BEDEUTET. In beiden Fällen, bei der Lehre Bileams und der Nikolaiten, war es eine Lehre, die sich eingeschlichen hatte, die vorgab, etwas Höheres zu sein als die Schrift, als das, was Gott gesagt hat.

Was hatte Gott zu Israel gesagt, und was ließ Gott Bileam über Israel sagen? Doch dann, um des Gewinnes der Ungerechtigkeit willen, kam Bileam direkt auf seine Worte zurück und führte eine Lehre in Israel ein, die im Grunde so lautete: «Seht, ihr könnt dies tun, es ist euch erlaubt, jenes zu tun: Gott wird es nicht beachten, Gott wird euch deswegen nicht richten». Und die andere Lehre hatte dieselbe Wirkung - ein Leben und eine Praxis, die das Wort Gottes gegen sich hatten, die durch irgend eine eingeführte Theorie entschuldigt wurden.

Das ist unserer eigenen Zeit auch nicht fremd. Es gibt viele Leute, die sich über die Schrift erhaben dünken. Die Schrift ist in Bezug auf gewissen Dinge klipp und klar, und doch stellen sie sich über die Schrift. Sie behaupten sogar, der Herr habe ihnen gezeigt, ein bestimmter Kurs sei richtig, auch wenn die Schrift krass dagegen ist, wie man nur sein konnte. Wäre es nötig, so könnte ich jetzt damit anfangen, eine ganze Handvoll Schriftstellen anführen und zeigen, wie sie übertreten werden, und wie eine Theorie darum herum konstruiert wurde, die sie vom präzisen Sinn Gottes entschuldigt, wie er in seinem Wort geoffenbart wird. Satan benutzte Schriftstellen für den Versuch, den Herrn Jesus zu einer Komplizenschaft mit ihm zu verführen - zu geistlicher Hurerei. «Es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln im Blick auf dich befehlen...» (Mt. 4,6). Doch der Herr Jesus durchschaute seinen Vorschlag, er sah, wohin das führen würde, was es implizierte, er sah, dass das Ergebnis, sollte er Satans Kurs einschlagen, etwas war, das dem geoffenbarten Sinn Gottes widersprach. Es ist leicht, eine Schriftstelle zu benutzen, die uns bei dem Weg unterstützt, den wir gehen möchten.

Nun, das Wort Gottes dringt zu den Motiven vor, und hier waren zwei Lehren, die zu einer Praxis und zu einem Leben führten, die dem Wort Gottes entgegen war und die beanspruchten, ihm überlegen zu sein - Hurerei, Dinge, die Götzen geopfert wurden, usw. Doch da gibt es noch eine andere Lehre, die selbst das noch unterläuft, und die zu einer weiteren Sünden führt, die in jenen frühen Tagen wohlbekannt war, nämlich, dass es nicht darauf ankomme, wie ihr euch benehmt: Ihr seid ja gerettet und könnt niemals verloren gehen; ruht in der ewigen Sicherheit des Gläubigen und benehmt euch, wie ihr wollt - eine böse Sache. Es war das, wogegen der Herr sich wehrte. Es mag in sehr grober Form vorkommen, oder auch in subtileren Formen, doch der Punkt ist folgender: das taugt nicht für die Braut. Die Braut mus transparent sein, rein in ihren Motiven, sie darf nichts tun, was ihre persönlichen Ziele befriedigt, sie darf keine Argumente benutzen, um persönliche Interessen zu unterstützen.

«Du hast den Namen, dass du lebst, aber du bist tot». Bekenntnis ohne Realität. Das taugt nicht für die Braut, auf keinen Fall. «Du bist weder kalt noch heiß». Unentschiedenheit, das Fehlen eines echten Charakters; nicht entschieden und unmissverständlich im Blick auf euer Leben und eure Stellung, so, dass jedermann genau weiß, wo ihr steht und was ihr seid, und keine Missverständnisse aufkommen können. Genauso sollte die Braut nämlich sein.

Vielleicht ist genug gesagt worden, um anzudeuten, dass, was hier im Blickfeld steht, in diesen Botschaften an die Gemeinden und an uns, die Suche nach bräutlichen Bedingungen ist, zusammengefasst in diesen Worten: «Christus... hat die Gemeinde geliebt, und hat sich für sie hingegeben; damit er sie heilige, nachdem er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort, um die Gemeinde sich selbst als eine herrliche Gemeinde darzustellen, die weder Flecken noch Runzeln, noch irgend etwas dergleichen aufweist». Das ist das Herzstück der Kapitel 2 und 3 im Buch der Offenbarung; das ist die Braut. Die Befriedigung des Sohnes, die Befriedigung des Vaters, und die Antwort auf alle Aktivitäten des Heiligen Geistes, finden sich in einem Volk von dieser Art.

Die Berufung der ganzen Gemeinde

Wir müssen noch etwas Anderes aufgeben: Die Vorstellung, dass die Braut eine auserwählte Gruppe ist, erwählt und berufen, genau so zu sein. Wir dürfen keine solche Unterscheidung und Differenzierung machen zwischen der Gemeinde, wie sie als Ganze gegeben ist, und der Braut. Die ganze Gemeinde ist dazu berufen - das ist die Offenbarung des Neuen Testamentes; nicht nur einige, sondern die ganze Gemeinde. Ob die ganze Gemeinde es erreichen, oder ob alle gleichzeitig ankommen werden, ist eine offene Frage, doch wir alle sind dazu berufen, jeder einzelne. Es ist uns allen auferlegt, nicht nur solchen, die «Überwinder», «Braut», « Erstlingsfrüchte» usw. genannt werden. Hier steht die Gemeinde im Visier. Es mag solche geben, die vor den anderen soweit sind, die schneller vorankommen als andere, die den Herrn schneller zufriedenstellen als andere; die andern mögen hinterher hinken und erst später eintreffen; aber ob alle zur selben Herrlichkeit gelangen oder nicht, jedenfalls sind wir alle genau dazu berufen. Keiner von uns kann sich durch irgend eine Maßnahme entschuldigen, die der Herr angeblich getroffen hat. Der Herr hat keine festgelegten Fächer bereit, indem er sagt: «Die Erstklass-Christen kommen da hinein, die Zweitklass-Christen dort, kümmert euch entsprechend um sie». Er hat nur ein Fach im Blick. Wenn ihr nicht dort hinein kommt, dann ist für euch nirgendwo sonst ein Platz vorgesehen, und er hat euch ja gesagt, ihr würdet sehr viel verlieren. Es ist eine sehr ernste Sache, dem Herrn nicht auf die hauptsächlichste Art und Weise zu entsprechen.

Die Braut, die Frau des Lammes

«Die Braut, die Frau des Lammes». Stellt nicht die mechanische Frage: Wer wird zur bräutlichen Partei gehören? Woraus wird die Braut bestehen? Hier wiederum zerteilt ihr die Dinge bloß mit dem Verstand. Ich kann euch sofort sagen, wer die Braut sein wird. Nicht eine bestimmte Anzahl von Leuten, welche die Braut genannt werden, unterschieden von den andern, sondern diejenigen, die in geistlicher Hinsicht zur Position der Braut gelangen. Sie werden die Braut sein, und das ist für alle offen. Die Braut ist kein technischer Begriff, der auf einen bestimmte Klasse, Ordnung, Abteilung von Christen zutrifft. Es ist ein geistlicher Begriff, der zu einer geistlichen Bedingung, zu einem geistlichen Zustand gehört.

«Die Braut, die Frau des Lammes» ist der Begriff hier. «Die Frau des Lammes» - was bedeutet das? Das Lamm war jemand, der in Sanftmut Leiden erduldete. «Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaft vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf» (Jes. 53,7). Das Lamm ging diesen Weg; die Braut wird die Gemeinschaft seiner Leiden kennen, und sie muss denselben Geist der Sanftmut vorweisen. Kein Bestehen auf ihren eigenen Rechten, auf ihrer eigenen Würde, ihre eigenen Interessen behauptend, sondern sie muss alles dem Herrn überlassen, in Selbstentäußerung und Sanftmut. Das ist das Lamm, und das ist die Braut, die Frau des Lammes, die ihren Charakter von ihm herleitet.

Das Lamm inmitten des Thrones

Ah, aber da gibt es noch die andere Seite. Es ist ein Lamm inmitten des Thrones. Es gibt den Zorn des Lammes - das Lamm, das Krieg führt. Das mächtige «Tier» erhebt sich - welch schreckliche Macht wird hier durch das «Tier» repräsentiert. Es wird in seiner ganzen Wildheit und Bosheit, mit seiner Bösartigkeit und starken Macht losgelassen. Und dann führt das Lamm Krieg und zermalmt das Tier, zerstört es. Das LAMM tut das. Es ist eine starke Macht in dieser Schwachheit eingebunden. Oh, wir haben die Kraft der Schwachheit, die Kraft der Leere, noch nicht kennen gelernt, was bedeutet, dass es in uns nichts gibt, sondern alles im Herrn zu finden ist. Wenn der Herr Leute dahin bringt, dann fürchtet sich der Feind; etwas wird geschehen. Wir können den Feind nie überwinden, solange wir uns für unsere eigenen Rechte stark machen, solange wir auf irgend eine Weise unsere eigenen Interessen verteidigen, uns um unseren Namen sorgen, solange wir etwas sind oder versuchen, etwas zu sein oder uns an etwas festklammern. Der Feind lacht uns aus, er zerbricht uns. Wenn wir diese Sanftmut des Lammes kennen, die Sanftmut von Jesus Christus, dann wird die Macht des Feindes zunehmend geschwächt und zerstört. Das sind Prinzipien in dem Buch.

Die Frau des Lammes wird mit ihm seinen Thron teilen. Wir wollen die Symbolik fallen lassen und das Prinzip und die geistliche Bedeutung begreifen. Es ist eine absolute Überlegenheit im Himmel über alle Mächte der Erde und der Hölle, verkörpert im Lamm und auf seine Braut übertragen, die Frau des Lammes. Es ist die mächtige Kraft eines hingegebenen Lebens, eine mächtige Kraft der Schwachheit von der richtigen Art - d.h. der Abhängigkeit, der bewussten Abhängigkeit vom Herrn.


Die kostbare Perle
(die Perle von hohem Wert)

Zum Abschluss möchte ich für ein paar Augenblicke auf die Angelegenheit der Perle zurückkommen. Es ist erstaunlich, welchen Platz die Perle im Neuen Testament einnimmt. Wenn ihr einen Blick ins Alte Testament werft, dann findet ihr sie nirgendwo. Wenn im Alten Testament kostbare Steine erwähnt werden, ist die Perle nie mit eingeschlossen. Sie war etwas, worauf die Juden keinen besonderen Wert legten. Sie hatte große Vorstellung vom Saphir und vom Beryll, vom Onyx und allen anderen Edelsteinen, doch die Perle verachteten sie. Es war für sie deshalb beinahe ein Schock, als der Herr Jesus damit begann, von einem Händler und einer kostbaren Perle zu sprechen. Es war eine vollkommen neue Idee, indem er Perle einen Wert und eine Kostbarkeit beigelegt wurde, die ihnen fremd, die neu für sie war. Im Neuen Testament nimmt die Perle einen bedeutenden Platz ein. Ganz am Ende stellen wir fest, dass die Tore der Stadt Perlen sind. Wir wissen, dass Perlen durch Leiden entstehen - darin liegt ja ihre Kostbarkeit - und das Leiden führt zu Schönheit und Herrlichkeit.

Die Braut muss die «Gemeinschaft seiner Leiden» kennen lernen. «Wenn wir mit ihm leiden, werden wir auch mit ihm herrschen» (2. Tim. 2,12). Hier steht ein «wenn», ein beherrschendes «wenn». Es heißt nicht: «Wenn wir gerettet sind, werden wir herrschen», «wenn wir zum Glauben an den Herrn Jesus kommen, werden wir herrschen». So steht es nicht in der Schrift. Es heißt: «Wenn» (und nur «wenn») «wir leiden, werden wir auch mit ihm herrschen». Es ist ein Grundbestandteil der Braut, dass sie seine Leiden teilt, dass sie für ihren Herrn ihr wahres Lebensblut ausschüttet - das mag auf eine geistliche Weise geschehen, manchmal aber auch buchstäblich. Ihr Leben wird für ihn hingegeben, wie er sein Leben für sie hingab. Es gibt so etwas wie ein gemeinsames Vorangehen, indem einer sein Leben für den andern hingibt und umgekehrt. Das ist die Braut.

Nun, könnt ihr, abgesehen von allen Worte und Ideen, Gottes Punkt erkennen? Warum versammeln wir uns zu «Konferenzen»? Solltet ihr zwischen den Konferenzen hierher kommen, würdet ihr feststellen, dass der dreifache Dienst des neuen Testament vor sich geht: Das Zusammentragen des Materials, das Einbringen von Seelen, die zum Material für das Haus Gottes werden; der Dienst des Aufbaus; und auch dieser Dienst, der den vollen Gedanken Gottes (wieder) ins Blickfeld rückt, Gottes Erfordernisse, was die höchste Offenbarung seines Sinnes betrifft. Dieses Letztere ist das Ziel solcher Konferenzen. Das sind keine Versammlungen, wo Material gesammelt wird, also keine evangelistischen Versammlungen, so sehr wir auch für die Unbekehrten besorgt sind, in der Tat; und es sind auch nicht bloß Aufbau-Versammlungen, zur Belehrung und Unterweisung - obwohl sie auch dies sind. Aber sie sind nicht NUR das. Die Krone des Dienstes besteht darin, dem Volk des Herrn die Fülle seiner Absicht in der Gemeinde vor Augen zu führen; zurückzubringen, zurückzurufen, zurechtzubringen, die Dinge zu beurteilen; und das Herz unseres Herrn im höchsten, umfassenden Sinne seines Verlangens zu befriedigen, wie es in der Braut zum Ausdruck gebracht wird.

Das wird Leiden mit sich bringen, durch den Zorn des Feindes. Das wird bedeuten, dass man uns unsere Fehler und unser Versagen nicht durchgehen lassen wird. Der Herr kommt wieder und sagt: «Es gibt viel Gutes, aber ich akzeptiere nichts Geringeres als meinen Standar». Das muss er tun - es geht da um uns. Aber oh, es ist eine große Bestimmung, die Bestimmung der Braut - es geht um nichts Geringeres als um seinen Thron, nichts darf hinter dem Thron zurückbleiben: Wir sollen mit ihm teilhaben an der Administration seines großen, universellen Königreiches durch alle Zeitalter hindurch. Möge der Herr seine Berufung und seinen Aufruf uns zu Herzen gehen lassen.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.