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Menschen, deren Augen den König sahen

von T. Austin-Sparks

Kapitel 8 - Er Muss Herrschen

«Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat»( 1. Kor. 15,25).

In diesen letzten Botschaften wurden unsere Augen auf den Thron gelenkt, den Hesekiel durch den offenen Himmel gesehen hat, mit dem «Aussehen eines Menschen, der darauf sitzt». Und, so hoffe ich wenigstens, wir haben gesehen, wie alles, was folgt, der Ausdruck und die Manifestation dieses Thrones ist - der absoluten Erhöhung des Herrn Jesus über alle Dinge.

Nun, als Paulus diese Wort schrieb, die wir oben zitiert haben, dachte er nicht an irgend eine Zeit in der Zukunft, da Christus herrschen und alle Feinde seinen Füßen unterwerfen wird. Er dachte nicht daran, dass Jesus auf eine kommende Zeit wartet, in der etwas unternommen wird, dass er in diese Position gelangen und zu diesem Ergebnis kommen kommen würde. Wann immer Paulus - oder, es spielt keine rolle, irgend ein anderer Apostel - sich auf die Erhöhung und Herrschaftsstellung Christi bezog, dann betrachteten sie dies stets als etwas Gegenwärtiges und redeten auch entsprechend davon. Auch wenn sie in die Zukunft blickten und noch etwas mehr von ihrer Auswirkung sahen, ihr Anfang und ihre Tatsächlichkeit war für sein keine zukünftige Angelegenheit; für sie vollzog sie sich jetzt. Und wenn Paulus sagte: «Er muss herrschen», meinte er: «Er herrscht und muss fortfahren, zu herrschen, bis er alle seine Feinde seinen Füßen unterworfen hat».

Das ist etwas, das in unserem Bewusstsein und in unserer Überzeugung zurückgewonnen werden muss. Es ist DIE Sache, die ständig ins Leben der Gemeinde und in ihr Bewusstsein zurück gebracht werden muss. Denn bis zu einem sehr großem Ausmaß ist, auch wenn die Gemeinde an der Lehre von der Erhöhung Christi, an seinem Königtum und an seiner Herrschaft festhält, ist die Kraft und das Bewusstsein von ihr weitgehend verloren gegangen. Die Gemeinde lebte an ihrem Anfang im Bewusstsein und der Kraft dieser Tatsache - was es für sie war - dass Jesus auf dem Thron saß; zweifelsfrei, ohne Frage war er auf dem Thron; er war Herr von allem. Petrus bestätigte es: «Er ist der Herr aller»! (Apg. 10,36). Paulus sagte: «Gott HAT ihn über alle Herrschaft und Gewalt erhöht» (Eph. 1,20-21). Es war eine vollendete Tatsache. Das war ihre Sicht von der Sache; das war ihre Überzeugung; das war ihr Bewusstsein; und es war so machtvoll bei ihnen, dass es jeden Aspekt ihres Lebens beeinflusste.

Und solange das nicht im Leben und in der Wahrnehmung der Gemeinde in unserer Zeit ebenso zutrifft, werden sich dieselben Resultate und Wirkungen in der Gemeinde oder durch die Gemeinde von heute nicht finden lassen. Wenn der mächtige Eindruck und die Registrierung Christi zu jener Zeit etwas unvergleichlich Größeres war als der beklagenswerte Zustand in der Gemeinde von heute, dann war der Grund dafür dieses eine. Wenn ihr dem Geheimnis ihrer Kraft, ihres Einflusses, ihres Fortschritts, ihres inneren Voranschreitens auf die Spur kommen wollt - denn trotz einer Welt von fürchterlicher Feindschaft, Verfolgung, Märtyrertum und jeder anderen Art von Widerspruchsgeist, marschierten sie voran, «furchterregend, als eine Armee mit Bannern», und sie wurden als Volk beschrieben, das «die Welt auf den Kopf gestellt hat» (Apg. 17,6) - wenn ihr also das Geheimnis entdecken wollt, dann findet ihr es hier: «Er MUSS herrschen - Er MUSS herrschen, bis er alle seine Feinde seinen Füßen unterworfen hat». Er herrscht bereits.

Wir haben gesagt, für die Apostel hätte die Herrschaft Christi bereits begonnen; es traf auf ihre Zeit zu. Wie kamen sie zu dieser Überzeugung, zu dieser Erkenntnis? Wir wollen uns zu diesem Zweck an den Mann halten, dessen Worte wir heraus gegriffen haben, den Mann Paulus. Paulus‘ Wissen darum, dass Christus (bereits) herrschte, entstammte seiner persönlichen Erfahrung dieser Tatsache. Er hatte in seinem Leben eine Begegnung mit dem herrschenden, verherrlichten Herrn; und der Herr vom Himmel hatte eine Begegnung mit ihm. Es wurde zu etwas Konkretem in seiner persönlichen Erfahrung, in seiner Geschichte und in seinem Leben. Es war etwas sehr Persönliches; und das muss es sein. Solange es das nicht ist, kann das Ganze sehr theoretisch sein. Es muss persönlich und erfahrungsmäßig sein. Und das war bei Paulus der Fall. Bei jener Begegnung, auf dem Weg nach Damaskus, wurden zwei sehr persönliche Worte verwendet, und ich meine, alles konzentriert sich auf diese Tatsache.


Zwei persönliche Worte

Zuerst einmal wurde Paulus mit seinem persönlichen Eigennamen angesprochen: «Saul, Saul»! Sein eigener Name wurde angerufen und wiederholt. Er wird persönlich darauf festgenagelt; er kommt nicht mehr davon los; es wird ihm unmöglich gemacht, misszuverstehen, was er hört. Es wird durch seinen persönlichen Eigennamen auf den Mann gelenkt. Er befindet sich nicht mitten in einer Menge; es begegnet ihm auch nicht bloß in Form einer Lehre: die Sache kam direkt auf ihn zu, als auf einen Mann, als ein Individuum - «Saul, Saul»! Damit will ich nicht sagen, dass wir alle dieselbe Form der Begegnung haben sollten. Aber wir alle müssen dieselbe Krisis durchmachen; das heißt, wir alle sollten und können einen Punkt in unserem Leben erreichen, wo wir der absoluten Herrschaft von Jesus Christus gegenüber stehen; und das ist DIE Krisis, von welcher die ganze Zukunft abhängt. Es ist etwas Ungeheures, der absoluten Herrschaft Christi gegenüber zu stehen; es ist etwas noch Größeres, als mit seiner Funktion als Erlöser Bekanntschaft zu machen. Es gibt viele Leute, die durch den Erretter gerettet worden sind, und die ihn als Erlöser angenommen haben, doch fehlt in ihrem Leben ernstlich die Kraft seiner Herrschaft. Das ist im Augenblick eine bloße Feststellung - wir lassen sie vorerst einfach stehen.

Das andere sehr persönliche Wort an Paulus war dasjenige, das kam, als er fragte: «Wer bist du, Herr?» Die Antwort lautete: «Ich bin JESUS...»; und damit Paulus keine Ausflucht suchte, nicht auszuweichen versuchte, nicht um den Brei herum reden konnte, indem er sagte: «Ja, aber unser Land ist voll von Männern, die so heißen; welchen Jesus meinst du also?» - machte der Herr die Sache klar, indem er hinzu fügte: «...den du verfolgst» - «den Jesus, den du gerade verfolgst, den meine ich». Und Paulus wusste, wer dieser war, auf der Stelle. In all seinen Gedanken und in all seinen Plänen gab es nur einen Jesus, und er war entschlossen, DIESEN Jesus auszulöschen und aus dem Gedächtnis der Welt zu streichen; er hatte sich vorgenommen, jeden Zug, der an diesen Jesus erinnerte, auszurotten. «Ich bin Jesus - der, den du gerade verfolgst». Ihr seht, wie persönlich der Herr diese Sache gestaltete. Er brachte es direkt auf den Punkt, zuerst beim Mann selbst, und dann im Blick auf den eigentlichen Zweck seines Lebens - auf den Gegenstand, dessen Zerstörung er sich mit all seiner Kraft des Verstandes und des Körpers geweiht hatte: «Ich bin Jesus».

Etwas davon ist wirklich notwendig, wenn sich etwas Ähnliches von den späteren Resultaten im Leben von Paulus in der Gemeinde und in uns wiederholen sollte. Es muss ein Punkt erreicht werden, wo wir, statt bloß einer unter einer großen Menge zu sein, persönlich und individuell unter seine absolute persönliche Dominanz und Herrschaft kommen. Unser ganzes Leben - all unsere Ambitionen, all unsere Unternehmungen, all unsere Verpflichtungen werden nun seiner Herrschaft unterstellt. Es ist etwas Ungeheures, aber die Herrlichkeit dieses Thrones wartet auf das Akzeptieren seines Regimentes, seiner Herrschaft.


Paulus‘ verklärte Bibel

Von dieser Krisis, von dieser Begegnung, dieser Vision, diesem «Sehen» - von dieser Transaktion, wenn wir es so nennen wollen - nahm alles seinen Anfang im Leben von Paulus, dem Apostel. Von diesem Moment an wurde alles verklärt, umgewandelt, er sah alles auf eine ganz neue Weise, im Lichte von Jesus auf dem Thron. Danach ging Paulus für eine Weile nach Damaskus, und dann begab er sich nach Arabien; und ich bin sicher, er ging mit seiner Bibel dorthin; alle Anzeichen sprechen dafür. Und er verbrachte lange Zeit dort, mit der Bibel in einer Hand, und mit Jesus auf dem Thron, so zu sagen, in der andern. Wenn ihr eure Bibel wirklich kennen lernen wollt, nun, das ist der Weg; das ist der Schlüssel; das ist das Tor - Jesus auf dem Thron, und die Bibel. Und Paulus bekam eine neue Bibel, eine verklärte Bibel! Er sah seine Bibel, sein Altes Testament (es wurde erst durch diese Erfahrung zum Alten Testament!), mit dem er so vertraut war, in einem neuen und lebendigen Licht durch diese große Wahrheit - Jesus auf dem Thron! Und während er die Bibel, die er hatte, zurück verfolgte, fand er dies überall im Text enthalten. «Ja, ja, genau das finde ich hier!» Er erkannte, dass die Bibel im Grunde genommen das Buch einer einzigen Sache war - Gottes Absicht, einen Mann seiner Art zu haben, der die Herrschaft besitzt, der in Herrlichkeit regiert. Diese Sache der Herrlichkeit eines Menschen im Himmel interpretierte alles, erklärte alles.

Wenn ihr nach allem darüber nachdenkt, dann öffnet es euch die Bibel. Warum diese schrecklichen Zustände, die wir sehen? Weil das dem entgegensteht, was Gott beabsichtigte; das erklärt es. Wir blicken in die Welt hinaus, und wir sehen die furchtbaren Zustände in den Nationen, und rund um uns herum in unserem eigenen Land - die schrecklichen Zustände des Leidens, des Elends, des Bösen - und fühlen uns gedrängt, die Frage des Zweiflers, des Zynikers, zu stellen: «Warum? Warum? Warum lässt Gott das alles zu? Die Antwort findet sich hier: Gott lässt das, was ihm entgegengesetzt ist, zu, damit es den Menschen zuschreit, dass es eben gegen ihn IST - er wollte nie, dass es so ist. Wenn etwas falsch läuft, geht Gott nie einfach darüber hinweg, er glättet es nicht zurecht, er lässt es nie unbeachtet, als käme es nicht darauf an: Er lässt es sein eigenes Verbrechen und seine eigene Tragödie hinausschreien. Die Welt schreit auf in ihrer eigenen Tragödie, und es ist die Tragödie eines verfehlten Vorsatzes Gottes. Macht das der Welt klar, und ihr habt einen wirkungsvollen Weg, um das Evangelium einzuführen.

Aber die Bibel wurde für Paulus lebendig, und es ist etwas Erstaunliches, wie von dem Augenblick an, da er seine Bibel überall hin mitnahm, er nur noch eines predigte: «Jesus ist Herr; Jesus Christus ist der Herr!» Der erhöhte Herr, der erhöhte Christus, der verherrlichte Christus war sein Thema; und Paulus predigte aus der Bibel. Es hat die Bibel für ihn völlig verändert. Es war für seine ganze Mission und für sein Werk verantwortlich und war dessen Ursache. Was war die große Aufgabe, der er sich verschrieben hatte? Was war es, das ihn zu einem Apostel machte? Nun, seine Mission und sein Werk wurde leidenschaftlich vorangetrieben, motiviert und auch kontrolliert durch dieses eine - die absolute Herrlichkeit des Herrn Jesus; dass Jesus an seinen rechtmäßigen Platz in dieser Welt und in den Herzen der Menschen gelangen sollte. Das war das eine Motiv, der eine Gegenstand, die eine, dominierende Sache in all seinem Werk und in seiner ganzen Mission. Es war nicht dies und jenes, und eine Anzahl anderer Dinge; es war eine zentrale, allumfassende Leidenschaft - Jesus als Herrn, damit er dies in menschlichen Leben sei. Sein Werk und seine Mission wurden beide durch das verklärt und kontrolliert, was ihm zur Erfahrung geworden war.

Seine Leiden und sein Ausharren wurden durch diese Vision möglich. Manchmal nimmt er seine Leiden leicht. Wenn je ein Mann gelitten hat, so glaube ich, dass es dieser Mann war. Ich weiß nicht, ob es viele Weisen gibt, auf die er nicht gelitten hat; er litt sehr stark, er ertrug viele Leiden, schwere Leiden. Doch hört! «Unsere leichte Trübsal, die nur für einen Moment dauert, erwirkt für uns eine alles überragendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit; denn wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare» (2. Kor. 4,17-18); und unter diesen «unsichtbaren Dingen» war, erhaben und hoch über allem, jener in Herrlichkeit Erhöhte, «den», sagt sein Mitapostel Petrus, «den ihr liebt, obwohl ihr ihn nicht seht, an den ihr, obwohl ihr ihn jetzt nicht sehen könnt, mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude glaubt» (1. Petr. 1,8). Doch der entscheidende Punkt ist der: Wie kam es, dass er imstande war, so triumphieren auszuharren und zu leiden? Es war nur wegen dieses grundlegenden und zentralen Bewusstseins - der tiefen, starken Überzeugung, dass Jesus auf dem Thron war.


Paulus‘ Verständnis von der Gemeinde,
und seine Sorge für die Gemeinden

Ich glaube, dass dies auch der Schlüssel zu Paulus‘ Verständnis von der Gemeinde war. Paulus hatte, wie vielleicht niemand sonst, die größte Wahrnehmung und das größte Verständnis von der Gemeinde «von Ewigkeit zu Ewigkeit». Er geht direkt zurück in die göttlichen Ratschlüsse «bevor die Welt war», und findet sie dort im Herzen und Gedanken Gottes; dann stößt er durch alles hindurch vor und sieht sie in der großen Vollendung des Zeitalters der Zeitalter. Er hat ein wunderbares Verständnis von der Gemeinde. Doch von allem, was er sagt - und er redet von den höchsten, den vollsten Dingen - wird der vollständigste Ausdruck von der Bedeutung und Berufung der Gemeinde in dieser unvergleichlichen Aussage eingefangen und zusammengefasst: «Dem aber, der weit über die Maßen mehr zu tun vermag, als wir bitten oder verstehen, gemäß der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Ehre (Herrlichkeit) in der Gemeinde in Christus Jesus, auf alle Geschlechter der Ewigkeit der Ewigkeiten. Amen» (Eph. 3,20-21). «Herrlichkeit in der Gemeinde» - was für eine Herrlichkeit? Die Herrlichkeit des glorifizierten Christus! Ich könnte lange bei dieser Angelegenheit der Gemeinde und ihrer ewigen Berufung und Erwählung verweilen, das Gefäß der Herrlichkeit Christi zu sein. Johannes sah es am Ende, in einer charakteristischen Symbolik, in der Form einer Stadt - und dies ist schließlich schlicht ein Ausdruck für die Herrlichkeit Christi. Sie ist das, wofür die Gemeinde erwählt wurde; sie ist das, zu was die Gemeinde berufen wurden - das Gefäß, der Sitz dieser Autorität, dieser Herrschaft, dieser Herrlichkeit zu sein. Der Christus in Herrlichkeit gab Paulus den Schlüssel zur Gemeinde, und eine immer wachsende Erklärung ihrer Bedeutung.

Dasselbe traf auf seine Sorge für die Gemeinden zu. Niemand wird bestreiten wollen, dass Paulus sich ungeheuerlich um die Gemeinden kümmerte. Er sagt, er habe für sie Wehen gelitten; er weinte Tag und Nacht um sie; er sehnte sich nach ihnen und verging fast vor Verlangen, er gab sich völlig für sie aus. Aber warum? Was war das Motiv? Was drängte ihn zu all dem? Ah, es war die Herrlichkeit des Herrn Jesus! Die Gemeinden existierten für die Herrlichkeit Christi. Er sagte das so. Alles war nur für dies eine - für die Herrlichkeit Christi. Und wenn es irgend eine Abweichung davon gab, wenn es irgend etwas gab, das in der Gemeinde oder in den Gemeinden nicht in Ordnung war, und wenn es irgend etwas gab, das getan werden konnte, um ihnen zu helfen, so wurde alles durch dieses Eine motiviert, dass der Herr Jesus in allen Dingen verherrlicht werden sollte.

Und wenn wir ans Ende von allem kommen, und das anschauen, was Paulus über das Wiederkommen des Herrn schreibt, was finden wir da zuoberst in Beziehung auf diese Wiederkunft? Ist es das Ende seiner Probleme? Ist es einfach seine eigene Freude und Genugtuung, in den Himmel zu kommen? Oh nein, es ist die Herrschaft seines Herrn, die Tatsache, dass sein Herr zu den Seinen kommt, seine Königsherrschaft antritt, seine Rechte an sich nimmt, den Platz einnimmt, den er immer hätte haben sollen, dass ihm dieser Platz universal eingeräumt wird - das ist die große Sache, das Eine, das allem übrigen zum Leben verholfen und zum Entstehen gebracht hat. «Er muss herrschen».


Christus ist jetzt aktiv am Herrschen

Und er herrscht. Christus IST am Herrschen. Christus ist aktiv. Bei verschiedenen Gelegenheiten wird von ihm gesagt, er habe sich, bei seiner Himmelfahrt, im Himmel «gesetzt»: er «SETZTE SICH zur Rechten der Majestät in der Höhe» (Hebr. 1,3); er «setzte sich». Und wie ihr feststellen könnt, sooft gesagt wird, er habe sich gesetzt, bezieht sich dies unweigerlich auf die Vollendung seines erlösenden Werkes. Das ist vollbracht. Andererseits aber steht er auch wieder. Da gibt es keinen Widerspruch; es wird nur eine andere Bedeutung unterlegt. Stephanus sah ihn - «ich sehe den Himmel offen, und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes STEHEN» (Apg. 7,56). Hier wird gesagt, er stehe. Wenn es um die Sache des Erlösungswerkes geht, ist es vollbracht; da gibt es nichts mehr zu tun - er kann sich also setzen. Wenn es aber um die Ausführung dieses Erlösungswerkes in dieser Welt geht, steht er auf seinen Füßen. Wenn das herausgefordert wird, was er getan hat, erhebt er sich. Stephanus steht mitten in dieser Herausforderung, und so steht der erhöhte Herr aufrecht auf seinen Füßen um seines Zeugnisses willen. Er ist aktiv, darum geht es. Er sitzt nicht einfach passiv da und wartet, bis seine Feinde sich ihm zu Füßen legen: Er unterwirft sie sich! Er steht, um genau das auszuführen.

Nun, die Aktivität des regierenden Herrn wird in verschiedener Hinsicht gesehen, nur um das auch erwähnt zu haben. Zuerst «nimmt er aus den Nationen ein Volk für seinen Namen» (Apg. 15,14). Die große Illustration dafür ist natürlich Israel in Ägypten. Das Herausholen eines Volkes für seinen Namen ist eine gewaltige Aufgabe - ihr könnt das nicht sitzend erledigen! Er besiegte den Fürst dieser Welt, zermürbte all seine Kraft und erschöpfte all seine Ressourcen und seine Widerstandskraft, und brachte es schließlich heraus. Wir werden nicht im Zweifel darüber gelassen, dass dies die alttestamentliche Demonstration für die überragende Kraft Gottes war. Es gibt nur eine Demonstration, die das noch übertrifft, und das finden wir im Neuen Testament - «die überragende Größe seiner Kraft, als er Jesus von den Toten auferweckte und ihn zu seiner Rechten erhöhte». Das ist ÜBERRAGENDE GRÖßE von Kraft! Doch es war etwas Ungeheures, Israel als ein Volk für seinen Namen aus Ägypten herauszubekommen.

Und es ist keine geringere Sache, dieses Volk für seinen Namen aus den Nationen herauszubringen. Der Fürst dieser Welt widersteht und fordert überall und auf jede Weise heraus. Keine Seele wird aus dieser Knechtschaft und aus diesem Königreich ohne Kampf befreit. Oft wird es als viel zu leicht dargestellt; dadurch werden Leute in eine falsche Position hinein manövriert, indem man es ihnen zu leicht macht. Wenn wir dies nur wüssten, dann müssten wir den Thron für Seelen bestürmen, um sie herauszubringen. Vielleicht habt ihr einige Erfahrung von jenen Teilen der Erde, die der Fürst dieser Welt schrecklich im Griff hat, und über die er so fest unter seiner Befehlsgewalt hat; und ihr wisst, was es bedeutet, auch nur eine Seele daraus heraus zu bekommen. Was für Leiden, Wehen, Bedrängnis, welche Kosten sind damit verbunden, auch nur eine Seele aus einer Nation für seinen Namen zu gewinnen! Dazu braucht ihr den Thron, den mächtigen Thron. Aber trotz so viel Widerstand bringt er es fertig. Der Punkt ist der, dass so vieles Pharao und Ägypten ähnelt - und sogar noch größeres als nur diese - was sich dem widersetzt; und dennoch bringt er es fertig.

Das zweite, das er tut, ist dies, dass er das Leben dieses Volkes aufgrund von himmlischen Prinzipien konstituiert. Wir wünschten, er hätte einen freieren, volleren Spielraum dafür. Aber er tut es nun einmal so. Das bedeutet, dass er das Leben und das Gesetz des Himmels in dieses Volk hineinpflanzt. Und wiederum ist die Illustration dafür Israel am Sinai und in der Wüste. Dort wurden die himmlischen Gesetze gegeben, und das Volk wurde gemäß den himmlischen Prinzipien konstituiert. sie wurden entsprechend den Gesetzen des Himmels getestet, geprüft und erprobt. Sogar ihr tägliches Brot musste vom Himmel kommen: Sie mussten aus dem Himmel leben, vom Himmel leben; ihr Leben musste in der Tat ein himmlisches Leben sein. Es gab nichts hier unten, das sie zu Gottes Volk hätte machen können. Sie musste auf einer himmlischen Basis konstituiert werden. Und genau das möchte der auferstandene Herr auch mit seinem Volk tun. Wenn wir nur unsere Erfahrungen verstehen würden, würden wir erkennen, dass dies die Erklärung und die Interpretation ist. Er ist bestrebt, uns auf einer himmlischen Basis von Leben zu rekonstituieren. Er bietet alle Energie auf, um dies zu erreichen. Weil wir nicht verstehen, was er da tut, sind wir so träge, wenn es um Veränderung geht. Lasst uns die Tatsache anerkennen und sie zu Herzen nehmen.

Das dritte, das er tut, ist dies, dass er alle seine Feinde seinen Füßen unterwirft. Und das führt uns, mit Israel, über den Jordan in das Land hinein. Seht doch, wie dort jene Nationen durch das Volk Josua zu Füßen gelegt werden. Des Gegenstück dazu ist dies, dass die Gemeinde es ist, durch die der Herr Jesus seine Feinde unter seine Füße bringt. Oh, dass wir doch darin effizienter wären! Oh, dass es doch mehr zuträfe, dass wir, wie einst das Volk Israel, die Feinde Josuas seinen Füßen unterwerfen würden! Das ist eine Herausforderung; es ist eine Wahrheit. Doch er tut genau das: er bringt seine Feinde unter seine Füße, und er tut es durch die Gemeinde - unvollkommen zwar und mit vielen Einschränkungen, aber das ist seine Methode. Der alte William Gurnall, der Verfasser von «The Christian in Complete Armour» (1655), als er davon sprach, dass die Schlange unter die Ferse des Herrn gebracht wurde, beschreibt den Herrn, wie er zu seiner Gemeinde sagt: «Ich habe ihn unter meine Ferse gedrückt; kommt nun, und setzt eure Ferse auf ihn». Wir sollten mit dem Herrn Jesus in dieser Angelegenheit kooperieren.

Seht doch, wie er das durch die Jahrhunderte getan hat. Es ist eine ungeheure Geschichte! Schon die Langzeit-Natur dieses Faktums, seine Ausdehnung über die Zeit hinweg, kann ihm etwas von seiner Stärke in unserem Bewusstsein rauben. Doch wenn ihr bloß alles zusammenreimen könntet, was für eine Geschichte von dem, was er durch die Jahrhunderte getan hat, wäre das doch!

Israel lehnte sich gegen ihn und seine Herrschaft auf - und wo ist Israel? Kann Israel sein Haupt erheben? Durch all diese Jahrhunderte hindurch wurde es zerquetscht und war unfähig, sich zu erheben; kraftlos; gelähmt; es lehnte sich gegen die Thron und den erhöhten Christus auf. Rom mischte sich in den Kampf ein und versuchte dasselbe, und da war Cäsar, mit all seiner Macht und seinen Ressourcen, entschlossen, diesen Namen und dessen Macht zu vernichten. Wo ist Cäsar? Wo ist Rom und seine ganze, gewaltige Macht? Es ist zuschanden geworden und in den Staub gesunken, und es ist seither nicht mehr imstande gewesen, sich aufs Neue zu erheben. So könnten wir weiterfahren. Während unserer eigenen Lebenszeit haben viele von uns Männer erlebt, die einen Anspruch auf Weltherrschaft erhoben, und der Himmel sagte: Das ist einzig für den Einen reserviert! Und was geschah? Mann für Mann hat seine Karriere in Schimpf und Schande beendet, oder noch schlimmer, alle, die den Platz des Sohnes Gottes, den Thron selbst, für sich beanspruchten, bis zum heutigen Tag. Und mit dem Rest von ihnen wird es ebenso gehen. «Er muss herrschen, bis er ALL seine Feinde seinen Füßen unterworfen hat». Und er wird es schaffen. Wie hat sich Hesekiel ausgedrückt? Mitten in seinen Prophetien, mitten im Zentrum des Buches, da sich Israel in Gefangenschaft befindet; dann die Gefangenschaft selbst; die gewaltige Macht Babylons und all diese Weltmächte, bezaubert, festhaltend, nach diesem Platz absoluter Vorherrschaft trachtend - mitten in all dem ruft Hesekiel im Namen Gottes: «Ich werde vernichten, vernichten, vernichten... bis der kommt, dem das Recht zusteht, die Krone zu tragen!» (Hesekiel 21,27; Amplified Bible).

«Er muss herrschen, bis er alle seine Feinde seinen Füßen unterworfen hat».

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