von T. Austin-Sparks
Wir kehren nochmals zu unserem grundlegenden Schriftabschnitt zurück:
«Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu bringen, und wie wünschte ich, es wäre schon entzündet! Aber ich muss mich taufen lassen mit einer Taufe, und wie drängt es mich, bis sie vollbracht ist! Meint ihr, dass ich gekommen sei, Frieden zu geben auf Erden? Nein, ich sage euch, sondern vielmehr Entzweiung! Denn von nun an werden fünf in einem Haus entzweit sein, drei mit zweien und zwei mit dreien; der Vater wird mit dem Sohn entzweit sein und der Sohn mit dem Vater, die Mutter mit der Tochter und die Tochter mit der Mutter, die Schwiegermutter mit ihrer Schwiegertochter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter» (Lk. 12,49-53).
Ich muss gestehen, dass dies eine der Äußerungen unseres Herrn ist, die ich am wenigsten liebe, und ich fühle mich auch recht unglücklich, darüber sprechen zu müssen. Hätte es jemand anders als Er gesagt, dann hätten wir uns abwenden können. Ich bin sicher, wenn dieser Ausspruch von mir oder von einem meiner Brüder stammte, dann hätte er sehr großes Ärgernis hervorgerufen. Doch hat Er es gesagt. Und es scheint mir, als sei das alles von einem Stück mit dem Anfang dieser Aussage.
Vielleicht habt ihr bemerkt, dass hier ein abrupter Wechsel im Verlauf der Erzählung angezeigt wird. Bis zum Ende von Vers 48 scheint es um eine einzige Sache zu gehen: und dann kommt plötzlich dieser Wechsel. Ich kann mir das nur so denken, dass von Seiner Seite her eine Pause eintrat. Er sagte das, und dann war er einen Moment lang still, und seine Gedanken suchten die Zukunft ab – die Zukunft Seines eigenen Einflusses und Seiner Wirkung auf die Welt. Und dann begann Er mit diesem Teil Seiner Äußerungen, in einem völlig anderen, seltsamen Bereich.
«Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen…». «Dies ist der Grund, warum ich gekommen bin; das fasst die Bedeutung meines Kommens zusammen. Warum kam ich? Wozu kam ich? Was soll das Ergebnis und die Folge (meines Kommens) sein? Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen…und wie bin ich eingepfercht, eingeengt, begrenzt! Was will ich eigentlich? Was ist eigentlich wirklich nötig? Ich habe eine Taufe, mit der ich getauft werden muss, und ich wollte, es wäre schon vorbei! Ich wollte, sie wäre schon vollendet, und dann wäre ich von dieser Enge und Begrenzung befreit. Der Zweck, zu dem ich gekommen bin, würde dann verwirklicht werden können. Oh, wenn sie doch schon vollbracht wäre – diese Taufe des Leidens, des Kreuzes!» So dachte Er, und so redete Er auch. Ich habe gesagt, dieser Paragraph von Vers 49-53 scheine aus einem einzigen Stück zu bestehen. Wir sehen hier die Wirkung des Feuers, und er ist schrecklich. Er führt das Element des Gerichts ein. Es ist nicht nötig, mit irgend jemandem, der die Bibel kennt, darüber zu argumentieren, dass das Feuer in der Bibel so oft das Symbol des Gerichts ist, wie eben hier.
Gericht
Doch wir müssen die Bedeutung dieses Wortes «Gericht» verstehen. So oft beschränken wir es auf einen einzigen seiner Aspekte, besonders den letzten, endgültigen. Wir reden von «ins Gericht bringen» - und meinen damit «etwas seiner Strafe zuführen» - eben zur letzten Wirkung des Gerichts. Doch Gericht ist in der Bibel ein umfassenderes Wort als nur so. Es ist zunächst einmal – und das kann man deutlich am Begriff des Feuers, oder am Feuer im Sinne von Gericht, sehen – eine Prüfung der Dinge, indem sie einem Test unterzogen werden. Nun fallen euch natürlich sofort Schriftstellen ein, die das verdeutlichen. Feuer testet, Feuer prüft, das Feuer findet Dinge heraus, nicht wahr? Das ist die erste Wirkung des Feuers. Und das ist auch die erste Bedeutung von Gericht: dass alles einem Test unterzogen wird, also alles zu prüfen.
Nachdem dies geschehen ist, unterscheidet es auch: d.h. es trennt; es zeigt, zu welcher Kategorie die Dinge gehören, und es stellt sie an ihren Platz. Feuer hat diese Wirkung. Es sagt: Das ist von der Art, und es gehört zu dieser Art; es gehört zu dieser Kategorie, zu jenem Bereich, oder in dieses Reich; dies jedoch zu einem andern. Das Feuer findet Dinge heraus: es unterscheidet und es trennt.
Und dann weist es schließlich auch zu. Es sagt: es hat sich herausgestellt, das dies zu einem bestimmten Bereich gehört; es ist bezeichnet und unterschieden worden; es gehört dorthin, also tun wir es dorthin. Das ist die abschließende Wirkung des Feuers.
Das ist der Inhalt des Wortes «Gericht». Wir müssen stets die volle Bedeutung im Sinn behalten, wenn wir dieses Wort brauchen. Wir werden im Augenblick nicht gründlicher bei seiner Anwendung verweilen.
Es wird uns im Wort Gottes gesagt, dass dieses Gericht – das, beachtet dies wohl, mit dem Kommen des Heiligen Geistes kommen würde – die Wirkung von Christi Freisetzung durch das Kreuz, im Kommen des Heiligen Geistes darin bestand, Feuer auf die Erde zu werfen. Mit andern Worten, die Wirkung der Freisetzung Christi würde das Kommen des Geistes als das Geistes des Feuers sein; und als der Geist des Feuers würde Seine Gegenwart stets in Begriffen des Gerichts in diesem dreifachen Sinne des Wortes bestehen. Die Gegenwart des Heiligen Geistes ist so und hat diese Wirkung. Lasst uns nun einen Blick ins Wort werfen und sehen, in welchem Bereich dies funktioniert.
Menschliche BeziehungenHier in Lukas 12 sehen wir, wie es in einem bestimmten Bereich funktioniert. Da lesen wir jene furchtbaren Worte: «Meint ihr, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen? Ich sage euch: Nein, sondern vielmehr Entzweiung». Das Wort, das in der alten Authorized Version gebraucht wird, ist «ein Schwert». Entzweiung! Das klingt schrecklich, und wir befinden uns da auf sehr delikatem Terrain; wir müssen sehr vorsichtig sein. Doch fährt Er fort und erklärt, was er mit «Entzweiung» meint: «Von nun an werden in einem Haushalt fünf Menschen entzweit sein, drei gegen zwei und zwei gegen drei». Und dann gibt Er Beispiele von Entzweiung in der Familie. Hier ist das Feuer im Bereich menschlicher Beziehungen am Werk.
Nun, lasst mich hier sofort, gleichsam in Klammern, aber mit beträchtlichem Nachdruck, sagen, dass dies nichts zu tun hat mit äußeren Trennungen in innerhalb der Gemeinde, Trennungen unter denen, die in Christus sind. Davon spricht der Herr nicht und darauf weist Er auch nicht hin. Er denkt in einem vollkommen anderen Bereich, nämlich im geistlichen Bereich. Diese Trennung findet vollständig auf einer geistlichen Basis statt. Die Trennungen, die wir im 1. Brief an die Korinther vorfinden, sind wegen anderer Dinge unter den Gläubigen geschehen, die nicht geistlich sind, doch das hier ist eine geistliche Trennung, wesenhaft und grundsätzlich.
Die klassische Illustration bzw. das klassische Beispiel davon ist jenes, das wir im ersten Teil des Alten Testamentes haben, im Falle der Leviten. Ihr erinnert euch, als sie die Wüste erreicht hatten, wie Moses auf den Berg gerufen wurde. Dort blieb er so lange, dass das Volk – ich denke vorsätzlich so von Gott angeordnet – einem ernsthaften Test unterworfen wurde, um heraus zu finden, wo ihr Herz wirklich war: ob es ihnen um ihre eigenen Interessen oder um diejenigen Gottes ging, ob um ihre oder um Seine Ziele; ob ihr Herz in dieser Angelegenheit mit dem Herrn war, oder ob ihr Herz auf ihre eigene Befriedigung und ihr eigenes Vergnügen gerichtet war. Sie wurden einem strengen Test der Bewährungsfrist von 40 Tagen und 40 Nächten unterworfen, während derer Moses auf dem Berg war, und sie brachen unter diesem Test ein. Als Moses herunterkam und den Lärm im Lager hörte – ihr erinnert euch, was geschehen war – das Kalb und das Tanzen. «Dies sind deine Götter, o Israel, die dich aus dem Lande Ägypten herausgebracht haben.»
Moses stand am Eingang des Lagers und rief: «Wer steht auf der Seite des Herrn?» «Wer auf des Herrn Seite steht, soll zu mir treten». Und alle Söhne Levi ging zu ihm über. Und er sprach: Jeder gürte sein Schwert an die Seite und ziehe los und erschlage jeder seinen Bruder, jeder seinen Freund. Das Schwert, das feurige Schwert ist in den Bereich menschlicher Beziehungen eingedrungen. Es bringt heraus, wo das Herz ist, es testet das Herz; es unterscheidet zwischen den Motiven, «die Gedanken und Gesinnungen des Herzens» (Hebr. 4,13); und es ordnet diese Leute der Kategorie zu, zu der sie gehören. Hier sind die Leviten, die dem Test unterzogen wurden und triumphierend daraus hervorkamen, und für immer stehen sie da als Repräsentanten des vollen, reinen Gedankens Gottes hinsichtlich Seines Volkes. Der Punkt ist der, dass dieses Werk des Gerichts, des Feuers, des Schwertes in den Bereich menschlicher Beziehungen eingeführt wurde, um die Motive der Herzen heraus zu finden.
Ihr könnt das auf Lukas 12 übertragen. Genau das ist es, was hier gemeint ist. Die Entzweiungen selbst innerhalb der Familie, im Haus, im Haushalt entstehen durch den Heiligen Geist im Hinblick auf diese Angelegenheit der Beziehung des Herzens. Wenn wir die Geschichte Israels in der Wüste lesen, können wir sehen, dass das Herz jener Nation, jener Generation, wie der Psalmist sagt, «nicht treu war gegen Gott» (Ps. 78,8b). In ihrem Herzen gierten sie nach Ägypten – nach den Fleischtöpfen Ägyptens. Ihr Herz war noch dort, selbst als sie sich bereits in der Wüste befanden; und jene Generation kam nie in das Land, weil ihr Herz nicht beim Herrn war. Es ist eine Frage der inneren Entzweiung, einer Trennung im Herzen.
Nun, der Heilige Geist ist stets einer, der auf diese Weise scheidet; es ist das Werk des Heiligen Geistes, genau das zu tun. In einem gewissen Sinne – nicht im falschen Sinne, bitte passt auf, wie ihr mich zitiert – in einem gewissen Sinne ist der Heilige Geist die Ursache von Entzweiungen. Es gibt einen Bereich, in dem Er der Trennende ist.
Nehmt eure Bibel und geht gleich zum Anfang zurück. Der Geist Gottes brütete über dem Chaos, der Finsternis, der Leere. Was war das erste, das der Heilige Geist tat bzw. durch Ihn geschah? Er schied zwischen Dingen: ein Prozess der Trennung zwischen Licht und Finsternis begann. «Und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte Er Nacht» (Gen. 1,4-5). Und dann schied Gott auch zwischen Himmel und Erde. Er schied die Wasser, die unter dem Firmament waren, von den Wassern, die darüber waren (1.7). Sie waren einander zu nahe gekommen; die einen waren unmittelbaren über den andern, so dass ihr nicht mehr unterscheiden konntet zwischen den Wolken des Himmels und den Wassern auf der Erde. So schob Er das Firmament – eine Ausdehnung, einen Zwischenraum – dazwischen: und diesen nannte Er Himmel. Auf dieselbe Weise trennte er das trockene Land von den Wassern, und «Er nannte das Trockene Erde; und die Wasser nannte Er Meere» (1,10). Und Er sah, «dass es gut war».
Nun, es gibt alttestamentliche Sachverhalte, die, wie ihr wisst, eine neutestamentliche Bedeutung haben. Man findet sie wieder in ihrem Gegenstück in der Neuen Schöpfung. Und wenn ihr zum Buch der Apostelgeschichte kommt, das Buch, in dem der Heilige Geist in Bezug auf die Neue Schöpfung am Werke ist, könnt ihr überall feststellen, dass als Ergebnis der Aktivität des Heiligen Geistes Trennungen stattfinden. Im Grunde könnt ihr sagen, dies sei das Charakteristische im Werk des Heiligen Geistes durch das ganze Neue Testament hindurch: ein Trennen zwischen Licht und Finsternis, ein Richten und Urteile Spreche. «Dies ist Finsternis – das ist der eine Bereich, und das ist Licht – das ist ein anderer Bereich; und diese beiden können nie, auf eine richtige und angemessene Weise, zusammengehen; sie können nicht koexistieren. Sie werden von einander getrennt und gehören zwei völlig verschiedenen Kategorien an». Der Geist Gottes hat dies getan.
Interpretiert dies nun geistlich, und ihr könnt sehen, was es heißt. Was für eine gewaltige Menge hängt doch im geistlichen Leben davon ab! Es wirkt sich auf diese Weise aus, dass jeder – und darin besteht ja der Test – der den Geist wirklich in sich hat, sehr empfindlich ist dem Licht gegenüber, und ebenso empfindlich der Finsternis gegenüber. Sie kennen die große Scheidung sehr wohl, die Gott vollzogen hat; und wenn sie mit irgend etwas in Berührung kommen, das dem Bereich der Finsternis angehört, dann verspüren sie die Finsternis in ihrem eigenen Geist, sie wissen, dass sie Finsternis berührt haben, sie wissen, dass sie in einen anderen Bereich gelangt sind. Das ist ein Werk des Geistes, und es in der Tat ein sehr wichtiges Werk.
Andererseits wird jeder, der den Geist hat, ebenso empfindsam sein gegenüber dem Licht. Wo wahres Licht herrscht – wir werden dies in wenigen Augenblicken definieren – dann springt der geistliche Mann oder die geistliche Frau unmittelbar darauf an. Warum? Weil diese Art von Licht kein kaltes Licht ist: es ist das Licht eines Feuers – es ist lebendiges Licht, das Energie in sich birgt. Ihr könnt Licht haben, aber es ist kalt. Ihr könnt imitiertes Feuer haben, aber es ist kalt – wie die Dinge, die man andreht, und es wird glimmende Kohle vorgetäuscht, und doch besteht überhaupt kein unterschied, außer vielleicht ein psychologischer. Ihr seht es mit euren Augen, vielleicht stellt ihr euch etwas vor, aber es ist bloß eine Illusion. Ihr könnt eine solche Art von Licht haben, aber es ist eine Imitation, es ist künstlich, es ist falsches Licht. Ihr könnt es anknipsen und ebenso schnell wieder ausknipsen. Doch das ist dann nicht das Licht des Feuers, das ja voller Energie ist. Und das Licht des Geistes, das Licht Gottes, das Licht Christi ist stets lebendiges, energiereiches Licht. Wir wir, ihr und ich, die wir den Geist haben, mit Licht in Berührung kommen, dann ist es nicht so, dass wir mental und intellektuell interessiert, fasziniert geschmeichelt und gefangen genommen werden. Etwas in uns springt an und reagiert, weil wir Energie berührt haben.
Das sind Kennzeichen des Geistes, die prüfen, was was ist, was zu diesem und was zu jenem Bereich gehört; und diese Dinge werden dann von einander getrennt: so dass es etwas ganz Abnormales wird, wenn am Tag Finsternis auftaucht oder Licht in der Nacht. Das ist überhaupt nicht der gewöhnliche Verlauf der Dinge. Seht ihr den entscheidenden Punkt? Ihr könnt solche unterschiedenen Reiche oder Gebiete in eurer eigenen Familie haben, in eurem eigenen Haushalt, und es ist keine Gemeinschaft möglich, weil da die Scheidung ist, die der Heilige Geist selbst bewirkt hat. Viele können dies aus ihrer eigenen Erfahrung bestätigen oder dafür Zeugnis ablegen, und einige leiden darunter. Der Punkt jedoch ist der, dass es eben so sein wird, wenn der Heilige Geist herein kommt, und der Herr Jesus war treu und ehrlich genug, uns davon in Kenntnis zu setzen, dass es eben so sein wird. Ihr könnt es nicht vermeiden, ihr könnt nicht darüber hinweggehen, ihr könnt es nicht überbrücken. Es ist schmerzvoll, doch es ist auch ein Zeichen dafür, dass der Heilige Geist etwas bewirkt hat. Möchte es doch so sein, dass wir als das Volk des Herrn mehr und mehr empfindsam werden gegenüber diesen unterschiedlichen Bereichen, die vom Geist Gottes von einander getrennt wurden! Es ist ein Zeichen von Wachstum im Licht des Geistes, wenn wir mehr und mehr empfindsam werden für das, was hierhin und was dorthin gehört.
Ihr erinnert euch vielleicht, dass Paulus bei zwei verschiedenen Gelegenheiten diesen Satz benutzte: «worauf es ankommt (engl: the things that differ)» – (Röm. 2,18; Phil. 1,10); und er sagte das zu Gläubigen. Er wollte, dass sie als Christen wussten, worauf es ankommt, d.h. worin der Unterschied besteht. Dies wäre die richtige Art von Scheidung gewesen, die in Korinth hätte vorhanden sei sollen. Das andere war eine verkehrte, falsche Trennung; aber es war eben so, weil die Dinge durcheinander gebracht worden waren. Tag und Nacht wurden völlig mit einander vermischt; Dinge, die der Nacht angehörten, waren unter den «Söhnen des Tages» gegemwärtig (1. Thess. 5,5), und sie waren nicht empfindsam dafür. Und darum enthält der 1. Korintherbrief so vieles über den Heiligen Geist – über die eigentliche Wirkung und das eigentliche Werk des Heiligen Geistes. Wir müssen erkennen, dass das Leben des Geistes ein Leben von geistlicher Scheidung ist; der Lauf eines vom Geist beherrschten Lebens ist ein ständiges Unterscheiden, ein Empfindsamsein den Dingen gegenüber, auf die es ankommt, die den Unterschied ausmachen.
Christliches Werk
Die nächste Anwendung davon betrifft die ganze Angelegenheit des christlichen Werkes. Paulus spricht in seinem ersten Brief an die Korinther, Kapitel 3, darüber.
«Gemäß der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf. Ein jeder sehe aber zu, wie er darauf aufbaut. Denn einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen; wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden erleiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch» (1. Kor. 3,10-15).
Und parallel dazu noch einen Abschnitt aus dem Hebräerbrief:
«Seine Stimme erschütterte damals die Erde; nun aber hat er eine Verheißung gegeben, indem er spricht: Noch einmal will ich erschüttern nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel! Dieses «Noch einmal» deutet aber hin auf die Beseitigung der Dinge, die erschüttert werden, als solche, die erschaffen worden sind, damit die Dinge bleiben, die nicht erschüttert werden können. Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen...» (Hebräer 12,26-28).
Hier kommen wir in den Bereich der Werte im Leben – im Lebenswerk; und die Unterscheidung wird durch das Feuer vorgenommen. Das Feuer erprobt, «von welcher Beschaffenheit etwas ist». Und denkt daran, das ist an die Adresse von Christen gesagt. Es richtet sich nicht an solche, die ihr Werk verrichten, indem sie als Menschen dieser Welt ihren Beruf ausüben. Dies wird an Christen gerichtet, und es redet vom christlichen Werk: von Christus als dem Fundament, und von dem Werk, das ihr auf diesem Fundament tut. Paulus sagt von diesem christlichen Werk, dass es einen Bereich gibt, der das Feuer überstehen wird, und dass es aber noch einen anderen Bereich gibt – im christlichen Werk – der in Rauch aufgehen wird: es wird sich heraus stellen, dass alles für nichts gewesen war. Der Arbeiter wird gerade noch in den Himmel kommen, aber das ist auch alles! Gerettet – ja - «doch so, wie durchs Feuer».
Hier haben wir eine Unterscheidung, der Heilige Geist im Bereich des christlichen Werkes macht. Wenn wir es zusammenfassen wollen, wenn wir wirklich ins Zentrum davon vorstoßen wollen, dann läuft es darauf hinaus: Nur das, was vom und durch den Heiligen Geist getan worden ist, wird überdauern, wird den Test bestehen, wird «Lob, Ehre und Herrlichkeit zur Folge haben bei der Offenbarung Jesu Christi» (1. Petr. 1,7). Es mag eine ungeheure Menge von Aktivität und Energie vorhanden sein, von Werk und Werken, in welchen Christen in Bezug auf Christus engagiert sein mögen, zumindest der Absicht nach, die in diese Kategorie gehören, indem sie für das Feuer bestimmt sind, um in den Flammen zu verschwinden und dem Mitarbeiter letztlich nichts für all Seine Mühsal zu hinterlassen.
Das ist genau das, was im Buch der Apostelgeschichte geschah. Geht durch das ganze Buch und seht euch die Unterscheidung an, die durchwegs getroffen wird. Ja, in der Tat, es wird eine Unterscheiden vorgenommen. Oh, wie bemühten sich doch diese Judaisierer! Wie durchreisten sie Meer und Land. Es musste sie eine ganze Menge gekostet haben, all diese Reisen zu unternehmen. Ihre Bewegungen betrafen große Distanzen und eine große Reichweite. Ihr werdet gezwungen, den Schluss zu ziehen, dass diese Männer es wirklich ernst meinten, aber dass sie, soweit sie sich selbst und ihre Position verstanden, das waren, was wir gewissenhafte Menschen nennen. Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen diesen Judaisierern, die Paulus verfolgten, wo immer er hinging und ihr Leben auf diese eine Sache verwendeten, und Saulus von Tarsus, wie er war. Es war genau das, was auch er tat; er war einer von ihnen.
«Ich habe zwar auch gemeint...» - «Ich glaubte wirklich»; wenn ihr wollt «Ich meinte ehrlich» - «ich müsste gegen den Namen Jesu von Nazareth viel Feindseliges verüben» (Apg. 26,9). Das sind Äußerungen eines ehrlichen Mannes, eines ernsthaften Mannes. «Ich glaubte wirklich, ich müsste... ich betrachtete die Sache; es war kein bloßer Impuls, es war auch kein bloßer Fanatismus. Ich dachte» - Paulus war ein Mann, der dachte – Ich glaubte wirklich, ich müsste... es war eine Sache der bewussten Überzeugung, es sei das, was ich tun müsste, es sei wirklich das Richtige, das jetzt zu tun war, dass ich berufen worden war, das zu tun. Es war für mich eine Gewissensfrage. Ich glaubte wirklich in meinem Innern, ich müsste...».
Ja, doch wie absolut möglich ist es, es so äußerst ernst zu meinen wie hier und dennoch äußerst falsch zu liegen! Die Judaisierer waren so. Doch ihr Werk blieb nicht bestehen. Das Werk des Heiligen Geistes jedoch geht weiter; es ist weiter gegangen und es geht noch immer weiter. Es hat alle Prüfungen und alle Erprobungen bestanden, und es überlebte auch das Feuer – das Feuer des Gerichts, ddie Feuerprobe. Es hat sich eben als das Werk des Heiligen Geistes herausgestellt. Es zeigt die überragende Bedeutung als der Schlüssel zu dieser ganzen Angelegenheit – nicht dessen, es ernst zu meinen, enthusiastisch zu sein, auf der Basis einer bewussten Überzeugung zu handeln – sondern dessen, vom Heiligen Geist regiert zu werden. Das ist das Wichtige! Nur das bleibt auch bestehen.
Dies alles betrifft den Bereich des christlichen Werkes. Vielleicht habt ihr eben das Gefühl gehabt, die Judaisierer entlarvt zu haben; doch müsst ihr ihnen eigentlich eine ganze Menge zugute halten, nicht wahr? Diese Judaisierer waren nicht antechristlich eingestellt. Was sie wirklich wollten, war ein jüdisches Christentum – ein Christentum mit einem jüdischen Komplex. Sie sind bereit, das Christentum zu akzeptieren, solange das Christentum der jüdischen Ordnung, dem jüdischen Grundmuster, entspricht. Ich werde dies im Augenblick nicht ausdiskutieren, aber ich könnte viele Beweise vorlegen, um zu zeigen, dass es so ist. Paulus zeigt durch seinen Brief an die Galater, dass das nicht das Werk des Heiligen Geistes ist. Es ist etwas völlig anderes.
Der nächste Gedanke bringt uns in den Bereich des christlichen Zeugnisses: das Feuer am Werk im Bereich des christlichen Zeugnisses. Wenden wir uns einem sehr bekannten Abschnitt zu:
«Gott aber sei Dank, der uns allezeit in Christus triumphieren lässt und den Geruch seiner Erkenntnis durch uns an jedem Ort offenbart! Denn wir sind für Gott ein Wohlgeruch des Christus unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die verloren gehen; dem einen ein Geruch des Todes zum Tode, den anderen aber ein Geruch des Lebens zum Leben. Und wer ist hierzu tüchtig» (2. Kor. 2,14-16).
Das ist die unterscheidende Wirkung des Feuers. Ihr kennt das Bild, den Hintergrund. Paulus denkt in Begriffen einer römischen Prozession, wo der triumphierende General seine Gefangen im Zuge mit sich führt und von Ort zu Ort Feiern seines Sieges veranstaltet. An jedem dieser Orte wurde der Altar aufgerichtet, das Feuer angezündet, die Flamme züngelte hoch und der Weihrauch erfüllte die Luft; und das hatte einen doppelten Effekt. Einige befanden sich auf dem Wege des Verderbens, und das war der Ort, wo sie zugrunde gehen sollten; dort würden sie geopfert. Aber da waren andere, die sich nicht auf dem Wege des Verderbens befanden: Sie werden durch das Feuer hindurch kommen und weiter gehen; sie werden gerettet werden. Der Hintergrund ist, wie ihr seht, sehr lebendig. Das Feuer unterscheidet und bestimmt hier.
Paulus jedoch sagt, dies sei der doppelte Effekt des Heiligen Geistes in unserem Leben und Dienst, während wir von Ort zu Ort ziehen. Etwas geschieht immer, überall und jedes Mal. Das eine oder eben beides geschieht an jedem Ort. Auf der einen Seite werden diejenigen, die sich dem Licht verweigern, die fortfahren, gegen den siegreichen Herrn zu kämpfen, die dem Heiligen Geist widerstehen, zur Verurteilung gebracht; sie werden in die Kategorie versetzt, zu der sie gehören – verdammt. Auf der andern Seite werden jene, die glauben, die annehmen, durch denselben Heiligen Geist in die Freiheit geführt. Sie bestehen das prüfende Feuer und gehen im Leben weiter. «Dem einen ein Geruch des Todes zum Tode, den anderen aber ein Geruch des Lebens zum Leben».
Nun, der Punkt ist der: Paulus sagt im Grunde, dies sei die Wirkung des Heiligen Geistes in unserem Dienst und in unserem Zeugnis. Mit andern Worten, der Heilige Geist lässt die Dinge nie so, wie sie waren. Die Gegenwart des Heiligen Geistes führt stets zu irgend einer Krise und zu einem Urteil. Wenn der Heilige Geist gegenwärtig ist, wenn er spricht, können wir danach nicht mehr dieselben sein wie vorher. Irgend etwas ist geschehen. Entweder sind wir noch mehr verhärtet, oder aber weicher geworden; entweder sind wir mehr verurteilt oder mehr gerettet. In der Gegenwart des Heiligen Geistes geschieht immer etwas; das Feuer vollbringt dieses Werk des Gerichts.
Das ist es, was der Herr Jesus meinte, als er davon sprach, «Feuer auf die Erde zu werfen»°. Was wir das Feuer tun? Nun, es wird diese Scheidung bewirken, es wird dieses Gericht herbeiführen; es wird über die Dinge, über die Leute und ihr Schicksal bestimmen. Wir wissen, wie wahr dies in der Geschichte ist. Das ist die Wirkunge des Heiligen Geistes. Doch was ich in dieser besonderen Beziehung unterstreichen möchten, ist folgendes: Wenn wir, ihr und ich, wirklich Männer und Frauen sind, die vom Heiligen Geist regiert werden und vom Geist erfüllt sind, wird die Wirkung unserer Gegenwart und die Tatsache, dass wir diesen Weg gehen, die sein, dass die Dinge nicht mehr so sein werden wie vorher. Ewige Urteile werden vollstreckt, wenn wir diesen Weg gegangen sind. Natürlich ist das der Zweck des Dienstes. «Gott aber sei Dank, der uns allezeit in Christus triumphieren lässt». Die Wirkung ist entweder das eine oder das andere; die Dinge sind nachher nicht mehr wie vorher. Ein Dienst des Heiligen Geist muss so sein: er muss etwas hervor bringen, er muss etwas bewirken, er muss einen Unterschied ausmachen. Und tatsächlich tut er das auch! Er tut es wirklich!
Das Feuer wurde auf die Erde geworfen, und, während wir durch dieses Buch der Apostelgeschichte gehen, können wir all diese Dinge geschehen sehen: sie geschehen die ganze Zeit. Das Feuer bewirkt es: Das Feuer bringt ans Licht, es prüft, es unterscheidet, es weist zu. Das Ende der Geschichte ist, dass ihr zwei Bereiche habt, die sich von einander unterscheiden, und es wird klar ersichtlich, was sie sind und zu wem sie gehören.
Natürlich gibt es noch viel mehr, was über diese Sache des geistlichen Unterscheidens gesagt werden könnte; über die Dinge, die zu den verschiedenen Kategorien gehören, über diesen wesentlichen geistlichen Unterschied. Doch denke ich, wir können alles zusammenfassen, indem wir folgendes sagen: Wenn wir wirklich vom Heiligen Geist regiert werden, werden wir alle zu einer Kategorie gehören. Das ist der Punkt. Es wird nicht sehr viele Kategorien oder Bereiche geben, in denen wir leben: es werden nicht einmal zwei sein, sondern nur einer. Der Heilige Geist trachtet danach, sich eine Kategorie von Leuten zu sichern, und das ist ein Volk, das vollständig von Ihm selbst regiert und geführt wird. Und wenn ihr sagen müsst: ich mit Ihnen grundsätzlich nicht einverstanden» in irgend einem Punkt, dann befindet sich einer von uns beiden nicht im Geist. Dann ist es an uns, herauszufinden, wer falsch liegt, denn der Heilige Geist denkt nicht in zwei fundamental verschiedenen Richtungen. Er wird das nie tun. Wirklich im Geist zu sein bedeutet, ich wiederhole, zu einer einzigen Kategorie, zu einer einzigen Art zu gehören.
Und so schrieb der Apostel diesen Gemeinden so viel über diese Einheit des Sinnes, des Herzens, des Geistes, dieses «alle sollen dasselbe sagen» (1. Kor. 1,10). Er sagte es wieder und wieder, er bat immer wieder darum, er flehte diesbezüglich (vgl. Phil. 1,27; 4,2). Darum ist es möglich. Die Lösung für all diese Probleme und Schwierigkeiten ist ein Leben im Geist. Und das fusst natürlich auf dem Kreuz, wo wir eine unendliche Fähigkeit finden, die Dinge um des Herrn willen fahren zu lassen. Auch wenn wir alles übrige vergessen, lasst uns mindestens dies im Gedächtnis behalten.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.