von
T. Austin-Sparks
Zuerst veröffentlicht in 1933 von Witness and Testimony Publishers wie eine Broschüre. Originaltitel: "Bethany - The Lord's Thought For His Assembly". (Übersetzt von Manfred Haller)
Der Obersaal im ersten Kapitel der Apostelgeschichte entspricht Bethanien, dem «Haus der Feigen», und Bethanien entspricht dem Obersaal. Wir wollen diesen Gedanken aufgreifen und ihn so, wie der Herr uns Hilfe gewährt, bis zu einer größeren Fülle entfalten. Was wir vor uns haben, ist das Verlangen des Herrn, am Ende das zu bekommen, was Er am Anfang hatte - in Seinem Volk das geistlich zu besitzen, was Er selbst am Anfang durch Seine Gegenwart eingesetzt hatte: Und wenn man mich bitten würde, mit einem einzigen Wort das zu bezeichnen, von dem ich glaube, dass der Herr es sich zum Ziel gesetzt hat, würde ich, symbolisch gesprochen, sagen, dass es solche «Bethaniens» seien. Denn Bethanien entspricht meiner Ansicht nach am vollständigsten dem Gedanken Gottes: Er möchte die Dinge auf der Grundlage von Bethanien haben, zusammengefügt und eingesetzt wie Bethanien, und seine universale Gemeinde lokal durch «Bethaniens» repräsentiert. Nun bitte ich euch, sieben Schriftabschnitte zu betrachten, in denen Bethanien erwähnt wird.
Der Herr anerkannt und aufgenommen
Lk. 10,38: «Es geschah aber, als sie ihres Weges zogen, dass er in ein Dorf kam; (denkt bitte daran, Dörfer repräsentieren örtliche Versammlungen): und eine Frau mit Namen Marta nahm ihn auf. (Ihr wisst nun, wem das Haus gehörte, und wer diesem Hause vorstand). Und diese hatte eine Schwester, genannt Maria, die sich auch zu den Füßen Jesu niedersetzte und seinem Wort zuhörte Marta aber war sehr beschäftigt mit vielem Dienen, sie trat aber hinzu und sprach: ... »
Nun hier, bei dieser ersten Erwähnung von Bethanien, haben wir ein oder zwei Dinge, die typisch sind für jene Gemeinde, jene Versammlung, jenes Haus, auf das der Herr Sein Herz gerichtet hat, und ich konzentriere mich sogleich auf ein einziges Wort: «Und eine Frau mit Namen Marta nahm ihn auf». Das Wort «aufnehmen» ist ein Schlüsselwort in dieser ganzen Angelegenheit, und es repräsentiert sofort einen großen Unterschied. Es ist ein unterscheidendes, in differenzierendes Wort.
Wir werden daran erinnert, was bezüglich Seines Herabkommens von der Herrlichkeit auf diese Erde gesagt wurde: «Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf» (Joh. 1,11). Wir erinnern uns auch, dass er von sich selbst sagte: «Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlegt» (Lk. 9,58). Und wenn es uns wirklich dämmern würde, was das eigentlich zu bedeuten haben muss, wenn wir darüber nachdenken, wer das ist, von dem ersteres gesagt wurde, und wer das zweite gesagt hat, würde es uns erstaunt zurück lassen. Hier ist der Schöpfer aller Dinge, der Besitzer von allem, der Herr von Himmel und Erde; der Herr, der ein größeres Recht auf alles und jedes hat als irgend ein anderes Wesen im Universum; der Herr, für den und durch den alle Dinge gemacht wurden - Er kam daher und hatte in der Welt Seiner Schöpfung und im Bereich all Seiner souveränen Rechte nicht, wohin er Sein Haupt legen konnte! Er wurde nicht aufgenommen, sondern, brachte wirklich die Einstellung selbst seiner eigenen Blutsverwandten zum Ausdruck, indem Er sie mit den Worten darstellte: «Dieser ist der Erbe. Kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen. Und sie nahmen ihn, warfen ihn ... hinaus» (Mt. 21.38.39).
Hier jedoch lesen wir: «Und eine Frau mit Namen Marta nahm Ihn auf .. ». «Meine Gemeinde» - «Meine Gemeinde» - Seine Versammlung, Sein geistliches Haus ist der Ort, wo Er freudig aufgenommen wird und Seine Ruhe findet. Es ist Sein Ort, Sein Ort in einer Welt, die Ihn zurückweist; es ist der Ort, wo Er anerkannt wird. Habt ihr beachtet, dass, wenn Versammlungen über das Antlitz der Erde zerstreut werden, es immer das ist, was den Anfang einer Versammlung ausmacht? Sie «nehmen» Sein Wort «auf». Pfingsten war genau das: «Die nun Sein Wort aufnahmen ... » (Apg. 2,41). In Philippi: «Und eine Frau mit Namen Lydia, eine Purpurkrämerin aus der Stadt Thyatira, die Gott anbetete, horte zu, deren Herz öffnete der Herr, dass sie acht gab auf das, was von Paulus geredet wurde. Als sie aber getauft worden war und ihr Haus, bat sie und sagte: Wenn ihr urteilt dass ich an den Herrn gläubig sei, so kehrt in mein Haus ein und bleibt!» (Apg. 16,14. 15). Das ist der Anfang der Versammlung (in Philippi) - es ist überall so. Es handelt sich um eine geistliche Wahrnehmung, die zu einer offenherzigen Aufnahme führt. Das ist das erste, was Seine Gemeinde charakterisiert: «aufgenommen». Es geht darum, Ihm einen Platz, den Ehrenplatz zu geben.
Nun, das ist etwas sehr Einfaches, doch bedeutet es für den Herrn sehr viel, und es bringt uns sehr weit, denn es stellt mehr als bloß dies dar, dass Herr bloß kommt, um in unserer Mitte ein Gast zu sein. Es bedeutet, dass der Herr einen Rückhalt, einen festen Stand, einen Platz gefunden hat, der ihm das verschafft, was für Ihn nötig ist, um alle Seine Rechte im ganzen Universum sicher zu stellen. Lasst es mich illustrieren.
Ihr erinnert euch wohl an die tragische Geschichte in 2. Samuel 15, als David bei der Verschwörung Absaloms verworfen wurde. Es ist eine pathetische Geschichte - David wurde aus seiner Position verdrängt; er musste den Bereich seiner Rechte verlassen, daraus verschwinden. Der eine oder andere begleitete ihn, und Zadok, der Priester brachte die Lade Gottes mit sich, doch David wandte sich an David und sagte: «Bring die Lade Gottes in die Stadt zurück. Wenn ich Gunst finde in den Augen des Herrn, dann wird Er mich zurück bringen und mich Ihn und Seine Stätte wiedersehen lassen» (2. Sam. 15,25). Was er meinte, war: «Wenn ich zurück komme, werde ich in der Stadt, am Ort meiner Verwerfung, das finden, was mir zugetan ist und zu dem ich zurück kommen kann. Ich werde nicht als ein Fremder zurück kehren; ich werde nicht zu nichts zurück kehren; ich werde nicht zurück kommen, um keinen Platz vorzufinden; ich werde nicht zurück kommen und feststellen, dass es da für mich kein Zuhause mehr gibt: Ich werde zu etwas zurück kehren, das eins ist mit mir; ja, du wolltest mit mir hinausziehen - das ist ein vollkommenes Mitgefühl. Nun, kehr in die Stadt zurück, und wenn ich zurück komme, werde ich zu etwas zurück kehren, das auf meiner Seite ist».
Und das ist hier das Prinzip. Die Versammlung verschafft dem Herrn hier das, worin Er jetzt durch Seinen Geist ist. Sie erklärt, dass Er einen festen Stand hat in einer Welt, die Ihn verwirft, und zu dem kehrt Er zurück. Er hat etwas, zu dem Er zurück kehren kann, das auf Seiner Seite steht und das, weil es auf Seiner Seite ist, Ihm den Grund verschaffen wird, um Seine universellen Rechte wieder einzusetzen, genau wie Zadok es für David tat.
Und das ist der Grund, weshalb der Herr möchte, dass sich Seine Gemeinde hier, über das Antlitz der Erde hin verstreut, in Versammlungen, in örtlichen Versammlungen, darstellt. Sie sind Zeugnisse für Seine Rechte in einer Welt, wo diese Rechte in Frage gestellt und aberkannt werden; und sie stehen, um zu sagen: «Ja, Seine Rechte sind die überragenden Rechte in dieser Welt, nicht die Rechte des Usurpators, und sie halten dieses Zeugnis aufrecht. Wenn Er zurückkommt, sind werden sie das Mittel, das Instrument der Wiedererlangung dieser Rechte sein, die in Frage gestellt wurden und aus denen Er vertrieben worden war. Da ist sehr viel mit dem Aufnehmen des Herrn verbunden. Er kommt zu denen Seinen zurück, weil Ihm das alles bereits gehört.
Ihr versteht vielleicht, warum der Teufel ständig danach trachtet, den örtlichen Ausdruck der Gemeinde zu zerstören; die kleinen Gemeinschaften des Volkes Gottes, die in himmlischer Vereinigung und Gemeinschaft mit Ihm leben, auszulöschen. Weil sie für Seine Rechte stehen - für die Rechte des Herrn - und sie sind die ganze Zeit da und stellen schon durch ihre Gegenwart die Rechte des Usurpators in Frage. In ihnen befindet sich die Lade des Zeugnisses; und während sie dort sind, auf der Seite Gottes, hat der Usurpator nicht universell freie Hand. Denn er weiß, dass sie für die Tatsache Zeugnis ablegen, dass sein Königreich besiegt worden ist, bedroht wird, und so sind sie ein ständiger Dorn in seiner Seite. Und so will er das Zeugnis wenn möglich ersticken, zerbrechen, spalten, alles tun, um sich dieses örtlichen Ausdruckes zu entledigen, der Christus entspricht und in dem Christus selbst anwesend ist. Das ist es, was die Gemeinde in ihrer örtlichen Ausdrucksform sein sollte; und das ist es auch, was jeder Gläubige hier auf Erden sein sollte: ein fester Stand für den Herrn auf dieser Erde, ein Zeugnis für Seine souveräne Herrschaft und Seine Rechte. Den Herr aufzunehmen verschafft Ihm einen solchen festen Stand und ein solches Zeugnis.
Und so sehen wir, dass schon dieser erste Schritt in Bezug auf Bethanien von größter Bedeutung ist. Die Gemeinde gründet sich zunächst einmal auf das simple Prinzip, dass Christus einen Platz gefunden hat : Mitten im Gebiet Seiner Verwertung hat Er einen Platz gefunden.
Die Befriedigung Seines Herzens
Nun fahren wir fort mit dem Abschnitt: «und sie nahm Ihn in ihr Haus auf. Sie hatte aber eine Schwester namens Maria; diese saß zu den Füßen Jesu und hörte Sein Wort». Wörtlich steht hier: «auch sie setzte sich zu den Füßen Jesu nieder und fuhr mit Zuhören fort». Das war es, was Maria irritierte: sie fuhr mit Zuhören fort. Was Marta dann zum Herrn sagte, steht in derselben Zeitform, im Imperfekt. Als sie zum Herrn kam, sagte sie: «Kümmert dich das nicht, dass meine Schwester mir fortlaufend das Dienen allein überlässt?» «Mir fortlaufend ... überlässt» - weil sie «mit Zuhören fortfuhr»!
Worum geht es da? Nun, es geht um das, was dem Herrn dasjenige einbringt, wonach Er sich am meisten sehnt. Durch diese Episode die Herzensbefriedigung des Herrn dargestellt. Das Herz des Herrn fand seine Befriedigung darin, was Maria tat. Hier, an dieser Stelle, verstehen wir die Bedeutung von Bethanien. Wenn ihr Mt. 21 aufschlagt, findet ihr dort die Geschichte vom Feigenbaum. Jesus bewegt sich zwischen Jerusalem und Bethanien. Er war in Jerusalem und hatte sich im Tempel alles angesehen; sein Herz empfand tiefen Schmerz, Er fühlte sich von Agonie und Enttäuschung durchbohrt. Er hatte einen Blick auf alles geworfen und nichts gesagt, und dann kehrte Er nach Bethanien zurück. Am Morgen, als Er noch unterwegs war und Hunger hatte, sah Er einen Feigenbaum. Er geht zu ihm hin um fest zu stellen, ob er wohl Früchte trage. Doch Er findet keine, und so sagt Er: «Von jetzt an sollst du nie mehr Frucht tragen». Auf dem Rückweg bemerkten die Jünger, dass der Feigenbaum verdorrt und tot war; und sie machten Ihn auf diese Tatsache aufmerksam.
Nun, wie wir wissen, hatte der Feigenbaum etwas mit Jerusalem zu tun, er war ein Typus für den Judaismus, wie er damals war. Die Herzensenttäuschung, die der Herr im Tempel erlebte, entsprach der Herzensenttäuschung, die Er empfand, als Er zum Feigenbaum trat und keine Frucht an ihm fand, Beide Vorfälle waren ein und dasselbe. Diese Ordnung der Dinge verschwand vollends aus dem Bereich Seines Interesses; der Judaismus hat für den Rest dieses Zeitalters ausgedient - «von nun an soll an dir nie mehr (gr. «bis ins Zeitalter») Frucht wachsen». Er kann ihn nicht befriedigen, und darum muss er gehen. Er ist ein verdorrter Baum, der dem Herrn nichts mehr bringt.
Doch wenn Er diese Herzensenttäuschung so akut empfand und Er sie auf diese Weise registrierte, dann ging Er nach Bethanien, und Bethanien bedeutet «Haus der Feigen». Nicht im Tempel, und nicht in Jerusalem findet der Herr Seine Befriedigung, sondern in Bethanien. Darum ging Er stets dorthin. Herzensbefriedigung gewährte Ihm nun nicht mehr das kalte, leblose, formale religiöse System jener Tage, sondern Er fand diese jetzt in der lebendigen, pulsierenden, warmen Atmosphäre jenes Hauses in Bethanien. Das wusste Er stets: Während Seine Worte in Jerusalem verworfen wurden, wurden sie dort akzeptiert und eifrig angehört, und dort würde es stets jemanden geben, der «mit Zuhören fort fuhr».
Ich bin von Apostelgeschichte 2 beeindruckt. Dort heißt es, dass nach Pfingsten diejenigen, die glaubten, «ständig in der Lehre der Apostel verharrten» (V. 42). Da seht ihr, wie die Gemeinde in Erscheinung trat; und das ist stets ihr Merkmal: «Sie verharrten ständig in der Lehre der Apostel». Wir haben uns schon so sehr an diese Worte gehört, dass sie uns nicht sehr viel zu vermitteln scheinen. Könnt ihr es ertragen, wenn ich versuche, sie auf eine einfache, praktische Art anzuwenden?
Auf diesen Seiten werden ganz bestimmte Dinge gesagt. Nun lest ihr sie, und geht euren Weg, und vielleicht denkt ihr eine gewisse Zeit lang daran; vielleicht behaltet ihr Bethanien für längere Zeit in Erinnerung. Die Erwähnung von Bethanien wird euch an etwas erinnern - gewisse Dinge, die ihr gelesen habt. Ihr mögt diese Botschaft eine mehr oder weniger gute nennen, eine interessante Botschaft, oder etwas Ähnliches. Was für ein Unterschied besteht zwischen dieser Reaktion und dem, dass ihr hingeht und «ständig in der Lehre verharrt»! Ihr müsst das für euch selbst auslegen, und zu euch selbst sagen: «Nun, was bedeutet das für mich, ständig zu verharren? Das Wort bedeutet eigentlich «beharrlich dranbleiben». «Sie blieben beharrlich dran an der Lehre der Apostel». Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem beharrlichen Dranbleiben an der Lehre, und wegzugehen und zu sagen: «Nun, das war eine sehr nette Botschaft». «Beharrlich dranbleiben» repräsentiert die praktische, positive Anwendung des Herzens auf die Wahrheit, und das begründet Seine Gemeinde. Das geschieht dort, wo das, was von Ihm kommt, aufgenommen wird und man das ganze Herz, das ganze Leben, dran hingibt. Es ist eine Ganzhingabe daran.
Und das war es wahrscheinlich, was Marta nicht gerne sah. Maria gab sich daran hin, sie ließ sich vollständig davon einnehmen; und genau das ist es, wonach der Herr trachtet. Ich frage mich, welches Ergebnis herauskäme, wenn wir diese Haltung jedem Wort göttlicher Wahrheit entgegen bringen würden, das uns erreicht. Wenn ich an die Berge von Wahrheit denke, die aufgebaut worden sind, dann Kann ich nicht anders als die Frage stellen: «Wie groß ist wohl der Prozentsatz echter Anwendung dieser Wahrheit auf seiten derer, die sie hören?» Es war. weil diejenigen am Anfang eine solch praktische Haltung den Dingen gegenüber einnahmen, die sie hörten, und ständig darin verharrten, dass ihr eine solche Effektivität vorfindet. Sie gingen nicht fort und sagten: «Was für eine wunderbare Botschaft hat doch Petrus heute gepredigt». Nein, sie verharrten ständig in der Lehre der Apostel.
Das ist es, was der Herr will. Das ist es, was Sein Herz befriedigt. Maria nahm ihren Sitzplatz zu Seinen Füßen ein und fuhr damit fort, Seinem Wort zuzuhören, und das befriedigte Sein Herz, während alles andere Ihn enttäuschte. Herzensbefriedigung muss ein Charakteristikum vom Leben des Volkes Gottes sein. Und Herzensbefriedigung bedeutet für Ihn einfach dies, dass wir an Seinem Wort hängen, dass wir es richtig wertschätzen, dass wir es als die überragende Sache betrachten. Die Versammlung muss für den Herrn «das Haus der Feigen» sein.
Angemessener Dienst
Als nächstes wollen wir einen Blick auf Marta werfen. «Marta aber war sehr beschäftigt mit vielem Dienen; sie trat aber hinzu und sprach ... » . Die griechische Formulierung ist sehr stark: Sie bedeutet, dass Marta direkt auf Jesus zuging und Ihn zur Rede stellte. Indirekt betrachtete sie Ihn als verantwortlich, und wenn sie alles gesagt hätte, was in ihrem Kopf herum ging, dann hätte sie wohl so gesprochen: «Du bist dafür verantwortlich, das geht Dich etwas an, und es liegt an Dir, das in Ordnung zu bringen». Das ungefähr liegt in den Worten des Originals - Marta glaubte, Jesus sei für das Verhalten ihrer Schwester verantwortlich, und wenn Er nur wollte, könnte Er die Sache klären, und das sollte Er auch tun. Es wird vorausgesetzt, dass es aus ihr herausplatzte. Es hatte schon längere Zeit in ihr gebrodelt, und als sie es schließlich nicht länger zurückhalten konnte, trat sie vor Ihn und es brach aus ihr hervor: «Herr kümmert es dich denn gar nicht dass Meine Schwester mir das Dienen allein überlassen hat? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!»
Nun möchte ich, dass ihr den entscheidenden Punkt dieser Situation erfasst, dann werdet ihr mit Marta besser klar kommen. Wir müssen Martas Laune und Stellung verstehen. «Beschäftigt mit vielem Dienen» sagt kaum das aus, was wirklich los war. Die Übersetzung vermittelt uns, denke ich, einen recht unvollkommenen Eindruck von dem, wie die Dinge wirklich standen. Das griechische Wort an dieser Stelle bedeutet «sie war abgelenkt, eingenommen», «in verschiedene Richtungen gezerrt». Möglicherweise konnte man ihre Nervosität im Gesicht ablesen. Und weswegen war sie so nervös? Viele Haushaltspflichten, vielleicht viel Geschirr; alle möglichen Beschäftigungen. Und da sagte der Herr zu Marta: «Marta, du sorgst dich um alle möglichen zweitrangigen Überlegungen; du hast dir mehr aufgeladen, als du bewältigen kannst. Es gibt nur eines, das wirklich notwendig ist ... ».
Nicht wahr, ihr fangt an, die Situation hier zu verstehen. Es ging darum, dass auf Martas Seite Dinge richtig eingeordnet werden mussten, damit das Wichtigste wieder seinen Platz finden konnte. Es war nicht so, dass dem Herrn nicht gefiel, wie Marta sie mit einem Mahl versorgte, aber Er bemerkte, dass sie zuließ, dass diese ganze Beschäftigung mit dem Essen zu einer so komplizierten und ausgedehnten Sache wurde, dass sie jeden Rahmen sprengte, und dass dadurch die wesentlicheren Dinge von den weniger wichtigen verdrängt wurden.
Ja, eine Mahlzeit mag richtig sein, aber lasst uns doch die Dinge in die richtigen Proportionen setzen. Lasst uns dafür sorgen, dass die zeitlichen Dinge die geistlichen nicht überfahren. Wir sollten wegen der vergänglichen Dinge nicht so besorgt und abgelenkt werden, dass die geistlichen Dinge aus unserem Horizont verschwinden. Die eine Sache, die alle anderen Dinge an ihrem angemessenen Platz bewahren sollte - sie alle haben ihren angemessenen Platz - ist das, was von den Lippen des Herrn kommt.
Ihr seht, es ist alles eine Frage der Proportion, es geht lediglich darum, worauf ihr die größte Betonung legt. Es geht darum, ob ihr zulasst, dass euch die Dinge dieses Lebens so sehr absorbieren, so sehr beschäftigen und euch in Sorgen verstricken, dass die größeren Dinge keine Chance mehr haben. Und wir alle stimmen wohl überein, dass wir nun keine Schwierigkeit mehr damit haben, wie der Meister mit Marta umgegangen ist, wenn wir es so sehen. Was unbedingt nötig war, war eine Berichtigung in der Bewertung der Dinge: Während jene anderen Dinge durchaus ihren Platz haben, und zwar einen berechtigten Platz, so mussten sie doch an ihrem Platz sein und sich auf ihr eigenes Maß beschränken. Den überragenden Dinge jedoch musste zugestanden werden, dass sie den Vorrang hatten und nicht unter die geringeren Dinge gemischt werden, die schließlich nicht zu den bleibenden Dingen gehörten.
Nun, das war die ganze Situation. Im Hause Gottes ist das, was wichtiger ist als all unsere Geschäftigkeit, all unsere fieberhaften Aktivitäten, mit denen wir tausend und eine Sache christlicher Arbeit erledigen, die eine Sache, auf die es ankommt: Den Herrn zu erkennen, und dem Herrn eine Chance zu geben, sich selber zu erkennen zu geben. Fieberhafte Aktivitäten schließen in dem was man allgemein «die Kirche» nennt, die Stimme des Herrn aus, ja, sie schließen den Herrn selbst aus. Immer geht es nur darum, was wir tun, und so wenig darum, dass Er eine Chance bekommt, etwas zu sagen. Der Ort, der ihn befriedigt, ist der Ort, wo alles den überragenden Dingen angepasst wird.
Gut, das ist Marta.
Ausgegossenes, kostbares Salböl
Nun gehen wir weiter zur vierten Schriftstelle und schlagen Mt. 26,6-13 auf. Wir befinden uns im selben Dorf, und nun geht es um eine Frau mit ihrem «Alabasterfläschchen mit sehr kostbarem Salböl». Das Ereignis spricht in erster Linie von der Anerkennung des Wertes vom Herrn Jesus zu uns. Die Anerkennung des Wertes vom Herrn Jesus. Alle, die Ihn betrachteten, sagten von Ihm so gut wie: «0, Er ist es nicht wert». Darauf lief es hinaus. « Er ist es nicht wert». Natürlich würden sie das nicht so ausgedrückt haben. Sie erkannte Seinen Wert - dass Er diese «außerordentliche Kostbarkeit» wert war. Es war die außerordentliche Kostbarkeit Christi, die hier im Blickfeld stand, und zwar, dass sie anerkannt wurde. Das, glaube ich, ist der hauptsächliche Gesichtspunkt. Es ist ein Charakteristikum von Bethanien, es ist auch ein Charakteristikum des Obersaales, und es ist ein Charakteristikum «Meiner Gemeinde». Es ist ein Charakteristikum der Versammlung des Herrn, es ist ein Charakteristikum des Volkes nach Seinem Herzen: Die Anerkennung Seiner außerordentlichen Kostbarkeit, Seines überragenden Wertes; dass nichts zu kostbar ist, um Ihm nicht zu Füßen gelegt zu werden. «Euch aber die ihr glaubt ist die Kostbarkeit» (l. Petr. 2,7).
Nun, das ist sehr einfach, und doch ist es wiederum etwas, das eine tiefe Wertschätzung des Herrn Jesus hervorruft. Und es ebenfalls etwas, das ein sehr liebenswertes Dort zu etwas ganz Besonderem macht. Mit andern Worten, es ist etwas, das Seine Versammlung für Ihn zu etwas von großem Wert macht: dass Sein Wert dort anerkannt wird, dass Er dort in Seinem wahren wert geschätzt und willkommen geheißen wird. Das muss das Haus des Herrn kennzeichnen. Es ist ein Charakteristikum, das mehr und mehr entwickelt werden muss. Es ist etwas, an dem wir festhalten müssen, dass wir eine ständige und stets zunehmende Anerkennung der Kostbarkeit und des Wertes unseres Herrn Jesus haben. 0, wie verschieden ist das doch vom bloß formalen kirchlichen System! Wir können schwerlich sagen, dass dessen hervorragendes Charakteristikum eine vom Herzen kommende Wertschätzung und Anerkennung des wahren Wertes vom Herrn Jesus ist. Wo diese Wertschätzung vorhanden ist, da habt ihr die Versammlung; wo sie nicht vorhanden ist, habt ihr, was immer sonst an Ornat und ausgeklügelter Präsentation vorliegen mag, nicht die Versammlung; jedenfalls handelt es sich nicht um den Ort Seines Entzückens.
Ich denke, ich sehe da noch etwas anderes. Der in Brüche gegangene Krug bringt auch die Kostbarkeit des Salböls zum Ausdruck. Es ist das «Gefäß aus zerbrechlichem Ton», das, wenn es zerbrochen wird, die Manifestation und Ausdrucksform der Herrlichkeit Christi ermöglicht. Solange dieser Krug ganz, stark und in sich selbst fest ist, also etwas darstellt, das ihr betrachtet und als etwas für sich bewertet; etwas, das euch veranlasst, zu sagen: «Das ist ein wunderschönes Gefäß, das ist ein wundervolles Stück Alabaster» - solange kommt ihr nicht hinter sein Geheimnis. Wir können Menschen als glänzende Intellektuelle, hervorragende Menschen, wunderbare Prediger u.s.w. einschätzen - wir können uns mit dem Gefäß, mit dem Krug, beschäftigen - aber dann bleibt das andere, verborgen, versiegelt. Sobald aber der Krug zerbricht, zersplittert, dann stößt ihr auf das Geheimnis der Stiftshütte - auf die Herrlichkeit Christi.
Ihr seht das bei Paulus. Ich nehme an, Saulus von Tarsus war intellektuell, moralisch, religiös gesehen ein wunderbares Stück Alabasters. Er sagt uns selbst, was er alles war, wessen er sich rühmen konnte, was die Menschen an ihm sahen und was sie zweifellos bewunderten. Doch er wurde zu Boden geschmettert, und dann war es nicht mehr Saulus, es war auch nicht mehr Paulus, sondern nur noch die Schönheit und Herrlichkeit Christi. Der Wohlgeruch Christi tritt aus, wenn der Krug zerbrochen wird.
Ihr Lieben, genauso verhält es sich in unserer Erfahrung, Gott ließ es zu, dass die Gemeinde, die wahre Gemeinde, zerschmettert und immer wieder zerschmettert wurde; und auch ihre einzelnen Glieder lässt Gott immer wieder zerbrechen. Aber ist nicht durch die Geschichte hindurch bewiesen worden, dass, sowohl was die Gemeinde als auch den Einzelnen betrifft, dieser Zerbruch, dieses Zerschmettertwerden, diese Zerschlagung auf wunderbare Weise einen Ausdruck der Herrlichkeit Christi hervorgebracht hat? Genau das ist der Fall. Wir machen eine neue Erfahrung des Zerbrochenwerdens - manchmal drücken wir uns nur anders aus und sagen, wir seien tiefer in den Tod Christi hineingeführt worden; wir hätten eine neue Erfahrung des Kreuzes gemacht - wie immer wir uns ausdrücken mögen, es bedeutet ein Zerbrochenwerden, es bedeutet den Zerbruch des Kruges - aber glaubt mir, ihr Lieben, es bedeutet letztlich einen volleren Ausdruck und eine vollere Erkenntnis der Herrlichkeit Christi, und dies wird uns zu einer neuen Wertschätzung von Ihm bringen. Wir entdecken Ihn am ehesten in Zeiten, da wir zerbrochen werden. Und auf dieselbe Weise durchschreitet die Gemeinde den Weg des Kreuzes; doch durch den Zerbruch lernt sie den wahren Wert des Herrn Jesus kennen.
Die Kraft Seiner Auferstehung
Wir gehen weiter zu Johannes, zum wohl bekannten 11. Kapitel seines Evangeliums. Hier ist Bethanien wieder im Blickfeld, und diesmal taucht die Auferweckung des Lazarus vor uns auf. Wir werden nicht die ganze Geschichte durchgehen und jedes Detail aufgreifen, sondern wollen schnell zu der einen Schlussfolgerung am Ende kommen. Bethanien wird, in diesem Falle, zur Szenerie, zur Sphäre der Manifestation von Auferstehungskraft, von Auferstehungsleben. Es gibt hier natürlich auch noch viele andere Dinge. Da findet sich ein wunderbarer Ausdruck von Liebe; ein wunderbarer Ausdruck von Gemeinschaft hier in diesem Kapitel. Weit von Bethanien entfernt sagte der Herr zu seinen Jüngern: «Unser Freund Lazarus ist eingeschlafen». «Unser Freund»; nicht «Mein Freund», sondern «unser Freund». Ihr seht, es handelt sich um Gemeinschaft. «Nun, Jesus liebte Marta und ihre Schwester und Lazarus». Es ist Liebe. All das sind Charakteristiken von Bethanien. Doch das herausragende Charakteristikum ist hier die Manifestation Seiner Auferstehung, der Kraft Seiner Auferstehung, Seines Auferstehungslebens.
Und hier ist wiederum Bethanien eine Illustration der Gemeinde, die Er zu bauen im Begriffe ist. Wir wissen dies aus dem Epheserbrief, dem «Gemeinde-Brief» wie wir ihn nennen. Sehr bald kommen wir zu der Aussage, dass wir «mitauferweckt.... sind mit Christus» (Eph. 2,5). Die Gemeinde ist das Gefäß, in welchem die Kraft Seiner Auferstehung dargestellt wird; und auch hier bezeugen wir nicht einfach diese Tatsache, diese Lehre, sondern wir müssen den Test anwenden, dass die Gemeinde im Sinne des Herrn dasjenige ist, in dem Seine Auferstehungskraft und Sein Auferstehungsleben konkret in Erscheinung tritt. Nun, ich weiß, sobald solche Dinge gesagt werden, bleiben oft diese leeren Gefühle zurück: «Ja, wir wissen, dass es so sein sollte, genauso wie wir mit Christus gekreuzigt sein sollten; wir wissen, dass wir mit Christus auferweckt sein sollten, und es stimmt auch, dass wir die Kraft Seiner Auferstehung kennen sollten, ebenso Sein Auferstehungsleben». Immer wieder wird dies so gesagt, doch lassen wir das bleiben. Der Punkt ist der: Wie soll das geschehen?
Nun, wir müssen anerkennen, dass der Herr Seine Gemeinde zu dem besonderen Zweck ins Dasein gerufen hat, um die Kraft Seiner Auferstehung in Erscheinung treten zu lassen, und wir sollten uns dem Herrn für genau dieses Ziel zur Verfügung stellen. Das ist der Weg: Indem wir anerkennen, dass der Grund, weshalb wir in dieser Gemeinde, in diesem Leib sind, darin besteht, dass Er in uns die Kraft Seiner Auferstehung und Seines Lebens manifestieren kann. Sobald wir das erkannt haben, haben wir ein klares Verständnis vor unserem Herrn, dass wir Ihm geweiht sind; und wenn es aus unseren Herzen kommt, dann endet unsere Verantwortung hier; dann kann der Herr Sein Werk beginnen.
Wir können uns selber ebenso wenig auferwecken, wie wir uns selbst kreuzigen können, doch müssen wir einsehen, dass, wenn der Herr uns behandelt, Er das im Auge hat. Um die Kraft Seiner Auferstehung sichtbar machen zu können, muss Er sehr oft die Einstellung uns gegenüber einnehmen, dass Er die Dinge so weit kommen lässt, dass keine menschliche Kraft mehr ausreicht, um zu heilen oder zu retten. Er lässt die Dinge so weit gehen, dass es im ganzen Universum keine Kraft mehr gibt, die irgend etwas unternehmen könnte, um die Situation zu retten. Er wird dem Tod, dem Auseinanderfallen erlauben, so lange zu wirken, bis nichts, aber auch gar nichts in diesem Universum mehr irgend etwas taugt außer die Kraft Seiner Auferstehung.
Wir werden an den Punkt kommen, zu dem Abraham kam, der zum großen Typus des Glaubens wurde, der sich geradewegs in die Auferstehung hinein bewegte: «Er betrachtete seinen eigenen Leib als so gut wie tot» (Röm. 4,19). Das ist der Satz, den der Apostel in Bezug auf Abraham verwendet: «so gut wie tot». Und Paulus machte dieselbe Erfahrung: «Wir hatten das Urteil des Todes in uns selbst, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt» (2. Kor. 1,9). Was immer die Menschen im Bereich der Schöpfung auch sonst noch zu tun imstande sind, sie halten inne, sobald der Tod tatsächlich eingetreten ist; da können sie nichts mehr tun. Auferstehung ist Gottes Tat, allein Gottes. Die Menschen können sehr viele Dinge tun, solange sie Leben haben; aber wenn kein Leben mehr vorhanden ist, dann ist es nur Gott, der noch irgend etwas tun kann. Und Gott wird zulassen, dass Seine Gemeinde und deren Gliedern oftmals in solche Situationen hinein geraten, die vollkommen jenseits von menschlicher Hilfe sind, damit Er eine konkrete Darstellung geben kann, Seine eigene Darstellung, in weicher kein Mensch mehr irgendwelchen Ehrenplatz haben kann.
So sprach der Herr Jesus: «Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zu Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde» ! Verherrlicht! Wir haben uns für diesen Lauf der Dinge Gott geweiht - das heißt, wir haben zu einem Kurs der menschlichen Verzweiflung verpflichtet; aber wie sehr lange brauchen wir doch, bis wir das in seiner konkreten Ausführung akzeptieren. Wenn die Dinge in eine verzweifelte Situation geraten, schlagen wir so schnell aus und meinen, alles sei schief gegangen. Für den Herrn mag es gerade eben richtig laufen! 0 ja, es ist hoffnungslos; diese Überlegungen nehmen nichts von ihrer Hoffnungslosigkeit, von ihrer Furchtbarkeit, weg. Doch wenn sie dem Herrn die überragende Gelegenheit verschafft, Sein vorrangiges Zeugnis zu errichten, dann ist es in Ordnung - das heißt, es ist in Ordnung in Bezug auf Seinen Ausgang.
Wenn wir einmal, in der Ewigkeit, die Geschichte der Gemeinde lesen werden, die Sein Leib ist, und alles sehen werden, durch das sie gegangen ist, werden wir bekennen müssen, dass keine menschliche Institution, keine von Menschen gemachte Sache überlebt haben könnte, hätte durch das hindurchgehen können, durch das die Heiligen hindurchgingen. Wenn es im Licht der Ewigkeit einmal verstanden und durch echte geistliche Standards gewürdigt werden wird, werden wir sagen, dass nur der allmächtige Gott dies zustande bringen konnte, dass nur Er es durchbringen konnte: dass die Gemeinde tatsächlich das Vehikel für den Ausdruck der «überragenden Größe Seiner Kraft» geworden ist (Eph. 1, 19). Und damit ist eine ganze Menge gesagt. Wenn dazu die «überragende Größe Seiner Kraft» nötig ist, nun, das sagt viel darüber, woraus wir herausgeführt worden sind, nicht wahr? Wenn «Die Schwachheit Gottes stärker ist als die Menschen» (l. Kor. 1,25), was muss dann erst die überragende Größe Seiner Kraft» repräsentieren?
Nun, das geschieht in Form der Auferstehung; wie ihr wisst, lautet die Fortsetzung dieser Worte: «die überragende Größe Seiner Kraft, (die) an uns, den Gläubigen, wirkt nach der Wirksamkeit der Kraft Seiner Stärke, die Er in Christus hat wirksam werden lassen, als Er Ihn von den Toten auferweckte» (Eph. 1,19.20). Das heißt «an uns, den Gläubigen». Nun, die Gemeinde, das Bethanien-Zeugnis, soll ein Zeugnis für die Kraft Seiner Auferstehung sein, und wenn Seine Methoden bei uns es nötig machen, dann wollen wir Ermutigung und Trost aus der Tatsache schöpfen, dass wir auf diese Weise zu einem wahren Ausdruck von dem werden, was Er von Seiner Gemeinde ersehnt.
Die Feier Seines Sieges
Wir gehen nun von Kapitel 11 im Johannesevangelium zum 12. Kapitel weiter. «Jesus nun kam sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien, wo Lazarus war, den Jesus aus den Toten auferweckt hatte. Sie machten ihm nun dort ein Abendessen, und Marta diente» (Offensichtlich hatte sie die Worte des Herrn nicht so verstanden, dass dienen falsch war; sie dient immer noch - und jetzt ist alles in Ordnung). «Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch lagen. Da nahm Maria ein Pfund Salböl von echter sehr kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren, Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt».
Hier haben wir das Fest, und das Fest hat verschiedene Elemente. Das eine, repräsentiert durch Maria und deren Tat, spricht von Anbetung. Ein weiteres Mal steht die Wertschätzung Christi im Blickfeld. Das ist Anbetung. Anbetung - dem Gedanken Gottes gemäß - ist stets ganz einfach die Wertschätzung des Herrn Jesus; wir bringen den süßen Duft einer Herzens-Wertschätzung Seines Sohnes vor Gott. Das mag simpel klingen, doch ist Anbetung ihrem reinsten Wesen gemäß dies, dass wir dem Vater gegenüber zum Ausdruck bringen, was wir vom Herrn Jesus denken. Das ist Anbetung. Dazu ist die Versammlung da. Und davon redet Bethanien.
Martha - ja, Martha diente. Aber diesmal ist es ein angemessener Dienst. Sie dient immer noch, aber es ist alles in Ordnung; es ist kein Tadel mehr nötig. Kein Herumschweifen ihres besorgten Gesichtes mehr; sie wird nicht von Fürsorge umgetrieben: sie dient im einem Haus der Auferstehung. Jetzt ist es ein angemessener Dienst, und Dienst im Hause des Herrn geschieht ganz in Seinem Sinne, wenn er in Verbindung mit der und im richtigen Verhältnis zur Anbetung vollzogen wird. Zwischen den Schwestern hat eine Neuausrichtung stattgefunden, wie ihr sehen könnt. Vorher waren sie entzweit, weil die Dinge unverhältnismäßig und fehl am Platz waren; jetzt sind die Dinge in Ordnung gebracht worden und sie tun jetzt alles wieder ständig gemeinsam. Es ist ein angemessener Dienst.
Lazarus saß ebenfalls beim Mahl, und natürlich repräsentiert er das Prinzip des Lebens, des Auferstehungslebens. Auch das ist ein Kennzeichen von Gottes geistlichem Haus. So haben wir also Anbetung, angemessenen Dienst und Auferstehungsleben.
Ja, aber da ist immer irgend eine finstere Sache nicht weit weg: «Warum wurde dieses Salböl nicht für dreihundert Denare verkauft und der Erlös an die Armen verteilt?». Wenn ihr die Versammlung gerade einmal da habt, wie der Herr sie will, dann werdet ihr stets bemerken, dass der Teufel ganz in der Nähe auflauert. Das mag als Kompliment für die Versammlung aufgefasst werden, denn alles, worauf der Feind nicht ein eifersüchtiges Auge wirft, ist gewiss nicht das, was das Herz des Herrn befriedigt. Aber es ist immer so. Fangt an, etwas zu bekommen, was dem Herzen des Herrn gemäß ist, und ihr findet sogleich eine finstere Sache, die anfängt, die Runde zu machen mit der Absicht, diese Anbetung zu zerstören, diese Wertschätzung des Herrn zu zerstreuen. Es wird zu einer charakteristischen Eigentümlichkeit der Versammlung, dass der Teufel seine Augen eifersüchtig auf das richtet, was der Herr da bekommt, weil er es für sich selbst haben möchte.
Ihr seht, die Gemeinde ist das, was dem Herrn Jesus bringt, was Er eigentlich haben sollte, und von Ewigkeit her ist der Teufel darauf aus gewesen, in dessen zu berauben, und er wird es auch in der Versammlung tun, wenn er kann, denn die Versammlung ist das, wodurch der Herr das bekommt, worauf Sein Herz steht.
Hinaus und hinauf
Nun schließen wir, indem wir noch den letzten Punkt in Lk. 24,50-52 erwähnen.
«Er führte sie aber hinaus bis gegen Bethanien und hob seine Hände auf und segnete sie. Und es geschah, wahrend er sie segnete, schied er von ihnen und wurde hinaufgetragen in den Himmel Und sie warten sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude».
Drei Wörter fallen hier auf: «führte hinaus», «segnete», «hinaufgetragen»: hinaus mit dem Herrn, an Seinen abgesonderten Platz; unter Seinem Segen; und mit Ihm verbunden im Himmel - oder, um Paulus' Worte zu benutzen: «mitversetzt mit Ihm in himmlischen Örtern».
Das ist Bethanien, das ist die Gemeinde, das ist dasjenige, das der Herr im Leben Seines Volkes heute haben möchte.
Geht noch einmal alles über Bethanien Gesagte durch und erlaubt eurem Herzen, sich in diesen Dingen zu üben, und trachtet sehr entschieden danach, dass der Herr in euch genau diese Merkmale findet, die Seinem Sinn entsprechen. Und was wir als Einzelne tun, lasst uns das auch in jenen Gemeinschaften, in jenen Versammlungen tun, mit denen wir verbunden sind, damit sie echte Bethaniens werden, dörfliche Ausdrucksformen der großen Stadt Gottes, des himmlischen Jerusalems.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.